Interview mit Angelo C. Silenzio – Teil 2 | Buchveröffentlichung


Angelo C. Silenzio hat nach über vier Jahren Arbeit sein erstes Buch im Selbstverlag veröffentlicht, das bereits in diesem Beitrag über die Story-Clip-Umsetzung einer der Geschichten aus dem Buch angekündigt wurde.
2018 durfte ich immer wieder mit Angelo an Projekten arbeiten und ihm auch bei seinem Buch helfen. Für den finalen Trailer zum Buch, den es am Ende dieses Beitrags oder auf Youtube (Hier auf meinem Kanal und hier auf Angelos Kanal) zu bewundern gibt, hatte ich die Ehre als Sprecher fungieren zu dürfen.

Da es eine recht beschwerliche Reise mit vielen interessanten Aspekten ist, sein erstes eigenes Buch im Selbstverlag zu veröffentlichen und auch ich mit dem Gedanken spiele, das eines Tages anzugehen, wollte ich Angelo dazu ein paar Fragen stellen.

Der erste Tel dieses Interviews erschien bereits vor einiger Zeit. Nun folgt der zweite Teil.


TEIL 2


Morphoblog: Angelo, kannst du uns etwas über den Entstehungsprozess der Geschichten und Gedichte aus dem Buch erzählen? In welchem Zeitraum sind diese entstanden?

Angelo C. Silenzio: Die Texte sind mehrheitlich in den Jahren 2014 bis 2018 entstanden. Manche Kurzgeschichten schrieb ich allerdings bereits viel früher. Sie entstanden in den Jahren 1998 bis 2004, erhielten jedoch in den vergangenen vier Jahren durch das Überarbeiten ein vollkommen neues Gewand. Die Gedichte verfasste ich alle in den letzten paar Jahren. Grundsätzlich tue ich mich sehr schwer im Schreiben und Überarbeiten meiner Texte, und ich bin eigentlich nie zufrieden damit. Zwar entstehen meine Gedichte meist spontan innerhalb von Tagen oder sogar Stunden, doch an den Kurzgeschichten sitze ich für gewöhnlich Monate oder sogar Jahre.

Morphoblog: Warum wolltest du dieses Buch überhaupt veröffentlichen?

Angelo C. Silenzio: Die Entscheidung, ein Buch herauszubringen, fiel in einer Lebenskrise. Ich stand damals an einem Scheideweg. Es kam zu einem öffentlichen Zusammenbruch, der mir bewusst machte, dass ich nicht auf dem vorgezeichneten Berufsweg weitergehen konnte. Damals schrieb ich nicht, wurde aber infolge der genannten Krise sehr intensiv an die Zeit erinnert, in der ich geschrieben hatte, und mir wurde klar, dass ich niemals so nahe bei mir, so verbunden mit meinem Inneren gewesen war wie damals. Diese Erinnerung bewog mich schließlich, meine Geschichten von damals noch einmal durchzuschauen mit der allmählich sich vefestigenden Absicht, einige davon als Buch zu veröffentlichen.

Morphoblog: Und was erwartest du durch die Buchveröffentlichung für dein Autorendasein?

Angelo C. Silenzio: Für mich war das Schreiben immer auch ein Ausdruck meiner Person. Ich verarbeite darin Themen des Alltags, die mich beschäftigen. Der Prozess des Schreibens macht diese Themen in meinem Inneren greifbar und trägt sie nach außen, was große Erleichterung verschafft. Die Veröffentlichung der eigenen Texte bedeutet für mich der finale Schritt auf diesem Weg. Man trägt etwas aus dem Inneren nach außen, so dass es für einen selbst und für andere sichtbar wird. Die Reaktionen, die dann von außen zurückkommen, seien sie nun gut oder schlecht, sind Teil eines Selbsterkenntnisprozesses, den das Schreiben ausgelöst hat. Auch findet man Gleichgesinnte, mit denen man sich austauschen kann, wenn man den Mut aufbringt, mit seinen Texten nach außen zu treten: Nachdem ich mich entschlossen hatte, meine ersten vertonten Texte im Netz zu veröffentlichen, knüpfte ich einige sehr wertvolle Freundschaften, die mich auch in meinem Schreiben weiterbrachten. Ich gehe davon aus, dass die genannten Aspekte durch die Veröffentlichung vertieft werden.

Morphoblog: Welche Themen hast du in den Texten verarbeitet? Gibt es ein vorherrschendes Gefühl, das sich durch das Buch zieht?

Angelo C. Silenzio: Ein vorherrschendes Thema in meinen Texten ist die Angst: Angst vor dem Sterben, Angst davor nicht geliebt zu werden, Angst zu versagen. Oder man könnte auch sagen: Angst als philosophisches Dilemma in dem Streben, etwas Geliebtes festzuhalten oder zu bewahren und dadurch Liebe zu verhindern. Dieses Angst-Motiv tritt z. B. deutlich zutage in der Geschichte «Himmel! und Hölle», wo sich eine junge Frau auf ein nächtliches Fallschirmspringen einlässt, um ihre Höhenangst zu überwinden. Auch in den drei Moria-Geschichten ist das Angstmotiv zentral: Ein Vater soll seinen einzigen Sohn für Gott im Feuer opfern und weiß nicht, wovor er sich mehr fürchten soll, vor dem Zorn Gottes oder vor dem Verlust seines Sohnes.
Ein weiteres sehr wichtiges Thema im Buch ist die Suche nach Identität. Inwiefern können wir als Individuum in der Masse fortbestehen? Und welche Bedeutung hat das Individuum in der Masse überhaupt? Diese Fragen beherrschen oft unsere Selbstwahrnehmung, ohne dass wir es wissen, und behindern uns in unserer persönlichen Fortentwicklung. Ich bin der Überzeugung, dass die Bedeutung der Masse sich vom Einzelnen, vom Individuum ableitet. Gäbe es kein Individuum, würde auch keine Masse existieren. Denn alles was wir in der Masse vorfinden, ist bereits im Individuum vorhanden. Auch dort suchen wir vergeblich nach einer Einheit. Zahlreiche Teilpersönlichkeiten streiten sich in unserem Inneren um die richtige Entscheidung, oft ohne dass uns dies bewusst wäre. Diesen Gedanken habe ich versucht, in dem Bewusstseinsstrom «Kopierfehler!» zu verarbeiten: Eine junge Geschäftsfrau ist auf dem Weg zu einem sehr bedeutenden Bewerbungsgespräch und realisiert plötzlich, dass sie sich im wahrsten Sinne des Wortes in einen Mann verwandelt hat. Dabei zerbricht ihre Persönlichkeit. Unser Verstand täuscht uns die Einheit unseres Wesens, täuscht uns das Individuum vor, damit wir uns von der Umgebung unterscheiden und in ihr einen Standpunkt einnehmen können. Dies ist nötig, um eigene Bedürfnisse und einen eigenen Willen zu entwickeln, ohne den wir auf uns alleine gestellt nicht überleben könnten.

Morphoblog: Das klingt sehr tiefsinnig. Aber auch nicht gerade nach leichter Kost. Für wen ist das Buch geeignet? Denkst du, dass jeder damit Freude haben könnte?

Angelo C. Silenzio: Das Buch ist keine Mainstream-Literatur und lässt sich auch keinem bestimmten Genre zuordnen, obwohl es Elemente der Genres Dramatik, Fantasy und Horror enthält. Es sind nachdenkliche, eher anspruchsvolle Texte, die nicht selten in ihrer Pointe bis zum Äußersten gehen und deshalb auch schockieren. Am ehesten sind sie wohl vergleichbar mit den Texten von Franz Kafka. Eine 20-seitige Vorschau des Buches gibt es hier: Vorschau – Opfer auf Moria

Fortsetzung folgt.

In einem dritten Teil des Interviews werde ich Angelo Fragen stellen, die sich nicht mit dem Text-Inhalt des Buches beschäftigen, sondern mit allen Fragen, die drumherum (Z.B. Illustrationen, Kunstbegriff, weitere Projekte etc.) noch auftauchen könnten.

Im Moment läuft auf LovelyBooks eine Leserunde zu Opfer auf Moria. Wer das Buch schon hat und gerne mitdiskutieren will, ist hiermit herzlich eingeladen vorbeizuschauen: Leserunde auf LovelyBooks.



Das veröffentlichte Buch „Opfer auf Moria – Geschichten, Gedichte und anderes Geschrei“ ist als Printbook im Soft- und Hardcover sowie als eBook auf epubli und Amazon bestellbar:

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