Der Weg ins Licht ist der Weg durch die Dunkelheit 2


Vorabhinweise zu Text und Aussage:

Bei dem nachfolgenden Text handelt es sich um ein kleines Experiment meinerseits; nicht wie gewohnt ist der Text klar erzählerisch ausgearbeitet, sondern scheint eher eine Art persönliches Meinungsbild zu sein.
Dabei möchte ich vorab klarstellen, dass es nicht darum geht, eine einzige Wahrheit aufzuzeigen oder bestimmte Lebenswege zu verurteilen, auch wenn das an mancher Stelle so klingen mag.
Auch geht hier nicht darum Probleme wie etwa Depressionen oder Angststörungen zu verharmlosen.
Es handelt sich um eine überspitzte Darstellung einer sehr zielgerichteten Kritik zum weitverbreiteten Umgang mit der Schwingung des Lebens (worüber ich auch hier schon einmal geschrieben habe), die aber durchaus ernstgemeint ist und die – obwohl die Form erst einen anderen Anschein macht – poetisch aufgearbeitet wird.
Auch handelt es sich natürlich ganz eindeutig um eine sehr stark von meinem Weltbild und meinem Leben gefärbte Sicht auf die Dinge.
Weil ich so etwas womöglich gern öfter mal machen möchte (obwohl es unwahrscheinlich scheint, wenn man beachtet, dass ich hierfür über einen Monat gebraucht habe), je nachdem wie sehr das Ganze nicht falsch verstanden wird, habe ich den Text direkt auch vertont und ein Video dazu gemacht.
Am ehesten könnte man die Vertonung vielleicht als Poetischen Podcast oder Hörgedanken bezeichnen. Ein Podcast reizt mich sowieso schon länger, weswegen dieser Text auch als ein Rantasten an dieses Thema verstanden werden kann.


Hier gibt es die Vertonung als Video auf Youtube. Ich freue mich dort sehr über eine Bewertung, einen Kommentar und/oder ein Abo.


Der Weg ins Licht ist der Weg durch die Dunkelheit

Ich bin traurig, verzweifelt, was soll ich nur tun? Darf ich diese Dunkelheit in mir fühlen oder macht sie mich zu einem schlechten Menschen? Was soll ich tun, wenn ich denn nicht glücklich bin? Ich entschwinde der Welt, löse mich auf. Muss ich kämpfen, um das Glück? Gibt es einen Weg zum Glücklichsein? Kann ich mich entscheiden, was ich fühlen darf? Und was nicht? Und was ich fühle? Und was nicht? Bin ich überhaupt meine Gefühle oder fließen sie nur durch mich hindurch? Muss ich sie abschalten, um weiterleben zu dürfen? Um endlich glücklich sein zu können?

„Es gibt keinen Weg zum Glücklichsein. Das Glücklichsein selbst ist der Weg.“

Nickt ihr jetzt zustimmend, weil ich eine ach so große Wahrheit ausgesprochen habe, die heutzutage jeder als seine eigene Erkenntnis zu betrachten scheint?

Ist das wirklich so? Ist es wirklich das, was euer Herz euch sagt, wenn ihr einmal eure Augen schließt, in die Stille geht, dem Wind und den Wellen zuhört und den Rest der Welt und vor allem all die Menschen, Dinge und scheinbaren Verpflichtungen um euch herum vergesst?

Wenn ich das Licht nicht sehe, in tiefster Dunkelheit stehe, soll ich mich dann aufmachen, durch die Finsternis hindurch zum Licht, den Weg gehen und in Todesangst mein Leid durchschreiten? Oder soll ich eine Fackel entzünden, die all die Dunkelheit und das Leid vertreibt, und einfach sitzenbleiben?

Lasst euch nicht einreden, dass ihr euch entscheiden könntet, was ihr fühlen könnt, sollt oder dürft, von all den Life-Coaches und Gute-Laune-Esoterikern, den Pseudo-Spiritisten, den Licht-und-Liebe-Gurus und den Gesetz-der-Anziehungs-Missionaren.

Überall hören wir sie, die vermeintlich gutgemeinten Sprüche, die dem Ego die Schuld für die eigenen Gefühle aufdrücken und von dem wir uns distanzieren sollen. Die Sprüche, die propagieren, dass sie die dunklen Gefühle, der Einfachheit halber als Depressionen abgetan, verstehen könnten, heutzutage, in dieser ach so offenen Zeit.
Doch sie korrumpieren sich selbst, ohne das richtig zu verstehen:
„Es ist ok mal traurig zu sein – doch such dir Hilfe, wenn es zu schlimm wird!“
„Du darfst auch mal fallen. Doch du darfst niemals aufgeben!“
„Du bist nicht deine Gefühle!“
„Sei positiv – dann wird die Welt positiv auf dich in Resonanz gehen und du wirst positive Dinge in dein Leben ziehen!“
Was sagen sie denn anderes als „Sieh nur das Licht, sieh nur die Liebe, blende das Dunkle aus. Setz die Scheuklappen auf. Verdränge! Spiele Theater! Betrüge die Welt! Betrüge dich selbst!“
Denkt ihr wirklich, dass das „Gesetz der Anziehung“ so funktioniert?

Diese Sprüche sind nicht mehr als Gute-Laune-Lyrik, Phrasen, Postkarten, damit sich ja niemand die Abgründe, egal ob es die der anderen oder die eigenen sind, genauer ansehen muss. Sie haben mit Spiritualität nichts zu tun.
Gleichzeitig sind sie ein fataler Zirkelschluss in der Logik unseres ach so großartigen Verstandes. Sie geben unserem Ego die Schuld an unseren Gefühlen, auch an jenen, die von weit her reisen, nicht von dieser Welt sind, Muster aus längst vergangenen Zeiten, unendlich weit entfernten Dimensionen. Für die es einen Grund gibt und die wir als unser Karma zum Abtragen mit in dieses Leben gebracht haben.
Seele gegen Ego. Schicksal gegen Selbstbestimmung.

Sie machen aus Gefühlen strategische Fehlentscheidungen, die uns das Leben schwer machen, obwohl doch alles luftig, leicht und positiv sein könnte. Alles gut. Alles Liebe. Alles Licht. Alles Glück. Niemals weinen. Und du bist selbst schuld, wenn es nicht so ist.

Die Postkarte sagt:
„Du bist nicht deine Gefühle. Du siehst die Dunkelheit? Vertreibe sie! So wie du auch die Schuld vertreiben würdest. Sie gehört nicht zu dir! Sie ist nur ein Konstrukt der Welt! Sie ist der Satan, die Verführung. Schau weg! Ich erlaube es dir…“

Ich sage: Tu genau das Gegenteil:
Du BIST deine Gefühle! Was wärst du sonst? Das ganze Universum ist ein Gefühl und wir nennen es „Liebe“, der Einfachheit halber. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. Das Gefühl ist die pure Wertfreiheit. Es ist, was da eben zu sein hat, hier, jetzt, immer. Es ist die Dunkelheit in deinem Herzen, die sein darf, sein muss. Ist.
Das ist kein Konjunktiv. Keine Wahl. Keine Entscheidung.
Und du bist dadurch nicht „falsch“, „fehlerhaft“ oder gehst mit einer schlechten „Strategie“ durchs Leben.

„Also darf ich nicht dankbar sein? Darf keine Liebe sehen? Darf nur im Dunkeln stehen, auch wenn ich eine Fackel entzünden könnte, um endlich mal etwas zu sehen?“

Lass dich nicht verarschen. Von dieser Energie, die jegliche Polarität wegwischen möchte. Die nur eine Seite der Dualität sehen will.
Die Dunkelheit zu sehen bedeutet: auch das Licht sehen zu können.
Alle Gefühle zu akzeptieren bedeutet: auch die Liebe zu akzeptieren.
Wenn du nicht deine Gefühle bist, wieso solltest du dann ausgerechnet Liebe sein dürfen, sonst aber nichts?

Sie sagen dir, das Universum sei pure Liebe. Warum aber lieben sie dann die Dunkelheit nicht? Die Melancholie, die Abgründe, die Stille, den Tod, das Nichts? Aus Angst vielleicht?
Sie sagen dir, das Universum kann nur in Dankbarkeit erfahren werden. Warum aber sind sie dann nicht dankbar für das Leid, das uns Dankbarkeit erst erfahren lässt? Aus Angst vielleicht?
Sie sagen dir, die Welt sei Frequenz und Schwingung. Doch warum schwingen sie dann nicht? Stopfen dir Pillen gegen Bipolarität in den Rachen? Aus Angst vielleicht?

Du musst ALLES fühlen!
Alles, wofür das Universum dich in diese Welt geboren hat.

Alles, was passiert, hat nur einen einzigen Grund: damit du dich so fühlst, wie du dich eben fühlst. Keine falsche Entscheidung deines Verstandes und auch keine fehlerhafte Strategie hat dich dorthin geführt. Es war das Schicksal, das zu fühlen, was gefühlt werden muss.

Erkennst du was daraus folgt? Pure Dankbarkeit. Für alles, was ist. Für all die Dunkelheit, all die Tränen, all das Leid. Es darf sein, weil es sein muss.
„Du darfst auch mal fallen. Doch du darfst niemals aufgeben!“
Nein!
Du MUSST fallen! Und du MUSST das Gefühl haben, dass es keinen anderen Ausweg gibt als aufzugeben, vielleicht sogar, dass nur noch der Tod dich retten kann. In Todesangst musst du um dein Leben kämpfen. In unerträglichem Leid musst du fühlen, dass dieses Leid nicht ohne Grund ist.
Vielleicht musst du erst im See deiner eigenen Tränen ertrinken, bevor du im Feuer der Wiedergeburt verbrennen kannst. Und beides wird schmerzhaft sein.

Der Weg ins Licht ist der Weg durch die Dunkelheit.

Die Dunkelheit ist nur so dunkel wie sie sein muss. Deine Augen werden sich an sie gewöhnen und Großmutter Mond wird dir die Konturen deines Weges beleuchten. Gute Geister werden wie Glühwürmchen kleine, kaum sichtbare Lichter verteilen, an denen du dich orientieren kannst. Hoffnungsschimmer, die das Licht hinter der Finsternis niemals überblenden könnten.

Zugegeben, es ist nicht der einfachste Weg. Nicht der Weg des geringsten Widerstandes. Nicht der Weg, den die Menschen um dich herum am besten verstehen werden.
Sie werden sich abwenden, denn du wirst sie daran erinnern, dass sie vor ihrer eigenen Dunkelheit die Augen verschließen.
Sie werden dich allein lassen, denn sie werden hilflos und überfordert sein.
Sie werden dich missverstehen, dir unterstellen, dass du nicht glücklich sein WILLST, dass du ihnen Energie raubst und dass du „negativ“ bist.

Dabei ist genau das Gegenteil die Wahrheit: deine Bereitschaft die gleißende Fackel auszuschlagen und die Dunkelheit zu sehen, zu weinen und zu schreien, zu ertrinken und zu verbrennen, wenn es sein muss, wird sie katalysieren, ihre eigene Dunkelheit zu dir ziehen und du wirst sie transformieren.

In der Dunkelheit wandelnd, nach dem Licht suchend, begibst du dich auf eine Reise durch die Heilung deines Herzens und der ganzen Welt.

Doch entzünde die Fackel, die die ganze Welt dir an jeder Ecke verkaufen will, mit süßen Versprechungen von Liebe, Glück, Erfolg und Dankbarkeit, mit Bewertungen von richtig und falsch: und sie wird dich blenden.

Und wahrscheinlich wirst du dich mit ihr auch verlaufen.
Auf deinem Weg ins Licht hinter der Dunkelheit.

Doch sich zu verlaufen ist nicht schlimm. Es ist nicht falsch. Es geht hier nicht um Wahrheit, um richtig oder falsch. Es geht darum, was sein soll. Und alles, was sein soll, wird so oder so an die Oberfläche kommen, früher oder später, mit mehr Zwang der Welt oder weniger.
Wenn die Welt will, dass du der Finsternis ins Gesicht blickst, wird dich keine Entscheidung deines Verstandes zum Glücklichsein, keine Entscheidung deines Egos stattdessen lieber die Augen zu verschließen und zu tanzen, mit den anderen Menschen, die dich nur akzeptieren können, wenn du im Licht stehst, davor bewahren.
Leid entsteht dann, wenn du denkst, du wirst bestraft, mit Dunkelheit und Angst und Einsamkeit.
Anstatt sie dankbar zu umarmen, und selbst dann noch Dankbarkeit und Liebe zu fühlen, wenn diese Umarmung dich ersticken würde.
Hättest du diese Liebe in dir, so würdest du all den falschen Positivitäts-Propheten gar nicht zuhören.

Doch in ihnen, in euch, in dir – da lebt die Angst vor der Dunkelheit, während du im Licht tanzt.

Wenn das Licht schwindet, und das tut es immer, dann erhältst du deine große Chance.
Dein Schicksal zu erfüllen.



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2 Gedanken zu “Der Weg ins Licht ist der Weg durch die Dunkelheit

    • Alex

      Ich freue mich sehr darüber, wenn ich dir mit diesem Text etwas geben konnte, einen Impuls oder auch nur ein gutes Gefühl, auch wenn ich den Text selbst aus manchen Blickwinkeln schwierig finde und mit vielen Formulierungen hadere. Aber so ist er eben nun.
      Dankeschön!