Fastentheorie – Was ist Fasten? | Gesundheit 2


Weil ich das in den letzten Jahren schon ein paar Mal machen wollte, es aber immer aufgeschoben habe, möchte ich meinen anstehenden Fastenurlaub dafür zum Anlass nehmen: Etwas über Fasten im Allgemeinen und meine persönlichen Erfahrungen damit erzählen.

Im Mai 2016 ist es bei mir wieder so weit und ich habe vor, mir eine Fastenauszeit zu nehmen – geplant sind 20 Tage, wenn es gut läuft und je nach Befinden, wird evtl. um eine Woche verlängert. Diese Auszeit möchte ich mit ein paar Beiträgen hier mitschneiden (zwei bis drei, je nachdem wie viel ich zum Schreiben dafür komme).

In diesem ersten Beitrag möchte ich daher etwas über das Fasten an sich, Definitionen, Eigenschaften und Theorie erzählen.

Was ist Fasten?

Fasten kann sich auf ganz unterschiedliche Kernpunkte beziehen. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich Fasten eigentlich immer auf die Nahrungsaufnahme. Das ist auch die eigentliche Definition – Es handelt sich um einen Verzicht in Bezug auf Essen. Dabei werden auch oft nur diätische Restriktionen (Beispielsweise stufenweiser Verzicht auf tierische Produkte in der westkirchlichen Fastenzeit) oder zeitliche Restriktionen (Beispielsweise kein Essen vor Sonnenuntergang beim Ramadan) als Fasten bezeichnet. Im übertragenen Sinn wird aber auch der Verzicht auf andere Dinge, vor allem solche, die man regelmäßig konsumiert, als Fasten bezeichnet. Das kann in der heutigen Zeit z.b. Medienkonsum wie TV oder Internet oder auch etwas sein, was mehr in Richtung Sucht geht, wie z.B. Alkohol, Kaffee, Zigaretten. Meistens wird hierbei jedoch direkt von Entzug gesprochen. Interessant ist, dass dieser Begriff streng genommen auch bei Nahrung zutreffen würde – sind wir doch alle abhängig von Nahrung.

Aber nicht nur Abhängigkeit trifft auf unseren modernen Nahrungskonsum zu, sondern auch über den Begriff Sucht kann man hier durchaus sprechen; die Sucht nach Zucker wurde schon oft thematisiert und auch Weizen sowie Milchprodukte stehen unter Verdacht eine körperliche Abhängigkeit auslösen zu können (Quelle). Die konditionierten Abhängigkeiten, die vielleicht noch viel schwerwiegender sind, mal außer Acht gelassen (Auch wenn hier eine Trennung oft schwierig ist).

Meistens meint Fasten also am Ende das klassische, komplette Verzichten auf Nahrung. Auch keine Säfte oder Brühen oder sonstiges. Weil das unterschiedlich gehandelt wird und es hier eine stufenlose Skala gibt, wird diese „extreme“ Form des Fastens zum besseren Verständnis auch als Wasser-Fasten in Abgrenzung zu Saft-FastenSuppen-Fasten oder anderer definierter Fastenarten bezeichnet.

Ein weiterer Aspekt, der das Fasten genauer beschreibt, ist die Dauer: Normal meint Fasten über einen Zeitraum am Stück keine Nahrung aufzunehmen. Doch nach dieser Definition wäre auch schon die Nacht oder eine Stunde zwischen Mittagessen und Nachmittagssnack eine Art von „Fasten“. Tatsächlich wird dieser Umstand vom modern gewordenen Ansatz des Intermettierenden Fastens (auch Intervallfasten genannt) aufgegriffen und genutzt. Ich würde Fasten allerdings so definieren, dass man erst nach einer gewissen Zeit ohne Nahrungsaufnahme diesen Begriff verwenden kann. Dieser Zeitraum ist mit Sicherheit individuell – am sinnvollsten ist es wohl, ihn mit der Stoffwechselumstellung des Körpers auf die „innere Ernährung“, den Katabolismus in Zusammenhang zu bringen. Dazu unten mehr. Diese Art des Fastens wird zur Abgrenzung dann meist als Heilfasten bezeichnet.

Was kann Fasten?

Fasten kann nun in vielerlei Hinsicht eine Hilfestellung zur Bewusstwerdung von Abhängigkeiten, Süchten, Zwängen und Konditionierungen sein. Dabei unterscheidet sich Fasten vom Entzug dadurch, dass es eben um einen freiwilligen Verzicht auf anderer Basis geht. Wir müssen uns hier nicht über handfeste, psychiatrische Formen der Abhängigkeit unterhalten, zu denen ich z.B. Drogenmissbrauch zählen würde – Essen wird niemals in die gleiche Kategorie fallen. Trotzdem kann man mit Nahrungsaufnahme in Verbindung stehenden Konditionierungen ausschweifend diskutieren und dazu die folgenden, weitergehenden Fragen stellen:

  • Wie viel müssen wir tatsächlich essen um zu überleben und gesund zu sein/bleiben?
  • Wie viel Propaganda steckt in der Nahrungsmittelwerbung tatsächlich? Immerhin handelt es sich um eine Großindustrie – hier geht es in allererster Linie um wirtschaftliche Faktoren.
  • Wie stark hat sich diese Propaganda tatsächlich in unsere Köpfe eingebrannt? Sind wir wirklich aufgrund physiologischer Effekte schlecht drauf, wenn wir mal bis halb 10 vormittags kein Müsli hatten, oder ist das vielleicht doch nur ein Konditionierungseffekt?
  • Geht es beim Essen heutzutage (und vor allem hier) womöglich mehr um Genuss, Kultur und andere auch emotional motivierte Gründe, als um Ernährung?
  • Bringt uns womöglich eine Urangst zu verhungern dazu zu glauben, keinen Tag ohne Essen auszukommen zu können?

All das sind Fragen, die in unseren Köpfen umhergeistern können, wenn wir uns einem Nahrungsmittel-Verzicht aussetzen und die aufkommenden Gefühle und Gedanken bewusst betrachten. Viele davon werden klar beantwortbar, doch diese Antwort ist allein durch die Erfahrung möglich.

Wer kann fasten?

Um einige dieser Fragen aufgrund meiner Fastenerfahrungen direkt pauschal zu beantworten: Jeder Mensch kann fasten und niemand stirbt, wenn er zwei Wochen lang nichts isst. Nicht mal irgendeine Form von Mangelerscheinung wird (beim gesunden) Menschen dadurch auftreten. Ich würde sogar noch weitergehen und je nach Energiepolster (von dem die meisten Menschen mehr als genug haben) auch drei oder vier Wochen ansetzen. Das Absurde daran ist aber, dass so gut wie jeder Mensch (der keine Fastenerfahrung hat) überzeugt davon ist und mit Inbrunst von sich behauptet, keinen einzigen Tag ohne Nahrung auskommen zu können.

Der „Denkfehler“ hierbei resultiert zum Einen aus der Propaganda der Nahrungsmittelindustrie und zum Anderen aus der eigenen Erfahrung des Hungers, den man verspürt wenn man bis abends mal aus unvorhergesehenen Gründen nichts gegessen hat. Das Interessante am Hunger ist aber: dieser wird nicht schlimmer. Er wird nicht nach dem ersten Tag plötzlich vom Magenknurren zu einem stechenden Schmerz oder etwas in der Richtung. Es gibt keine wirkliche Steigerungsform. Hunger – großer Hunger – noch größerer Hunger – ? – Nein, er ebbt sogar ab. Denn er kommt in erster Linie (wie alles) aus dem Kopf und dieser zieht ihn (unter Anderem) aus der Konditionierung und dem aktuellen Stoffwechselzustand.

Hunger: Angst und Liebe

Soll Hunger uns vor dem Verhungern bewahren? Warum bekommen wir Hunger, wenn wir mal das Frühstück auslassen, wenn wir doch – meinen Aussagen glaubend – gar nicht in Lebensgefahr schweben?

Hier besteht meiner Meinung nach eine große Diskrepanz zwischen unserer Empfindung, die konditions- und fremdbestimmt ist und der objektiven Seite. Diese Diskrepanz wird durch Angst bestimmt. Meine These ist also: Hunger basiert auf Angst, der Angst zu verhungern. Aber nicht nur. Es geht auch darum, wie viel wir wert sind (Stichwort Futterneid) und womöglich sogar um Liebe. Wir lieben uns, wenn wir essen. Wir hassen uns, wenn wir uns überfressen. An Mutters Zitze zu hängen ist pure Liebe. Genauso hängen wir an der Zitze der Erde, wenn wir ernährt werden. Wir sind etwas wert, wenn wir ernährt werden können.

Ein weiterer Punkt, den ich jetzt hier noch nicht ausführen möchte, ist das Gefühl der Überlegenheit und Macht gegenüber „untergeordneter“ Spezies, wenn wir diese zu „Ernährungs“zwecken ausbeuten und unterwerfen. Der Hunger nach Fleisch kann deswegen z.B. auf noch abgründigere Weise betrachtet werden. Dazu zu einer anderen Gelegenheit mehr.

Was passiert nun in unserem Kopf, wenn wir fasten und merken: Wir sind immer noch genauso wertvoll. Wir überleben trotz Hunger. Wir können angstfrei fasten ohne die Gefahr einzugehen zu verhungern. Nein, wir werden nicht verrückt. Wir werden freier und bewusster.

Körperliche Effekte des Fastens

Was beim Fasten auf Basis des Körpers passiert, ist ein Torweg zu den Effekten im Kopf und es ist so einiges. Wir stellen unseren Körper auf eine völlig andere Art der Ernährung um: Die Ernährung aus sich selbst heraus. Das beginnt mit Stress und mündet in einem unheimlich stabilen, zwar gedrosselten nicht aber beschränkten System. Wer sich verrückt machen will, glaubt nun, der Körper zehrt aus seiner eigenen Lebenskraft, wird schlaff, schlapp und baut seine Muskeln ab. Tatsächlich aber wird die Muskulatur nicht primär angefasst, solange wir uns weiterhin bewegen und die Lebensenergie erfährt mitunter sogar einen Schub. Die Reihenfolge der körperlichen Effekte lautet im allgemeinen wie folgt:

  • Stress, Angst, Hunger – Ausschüttung von Stresshormonen, Alarmbereitschaft; der Körper verfällt in eine Art Hysterie, um uns wieder zur Nahrungsaufnahme zu bewegen und der Konditionierung zu folgen
  • Abbau der Kohlenhydrat-Speicher in Leber und Muskulatur (Glykogen durch Ausschüttung des Hormons Glucagon)
  • Entwässerung und Entsalzung des gesamten Körpers da Kohlenhydrat-Speicher Wasser an sich binden
  • Die ersten drei Tage kann die sogenannte (erste) „Fastenkrise“ stattfinden, in der mitunter auch allgemeine Krankheitssymptome auftreten können
  • Der Körper stellt seine Energiegewinnung auf den Abbau von Fettreserven (Ketose) und Proteinen (Gluconeogenese) um (Folgender Artikel liefert eine schöne und umfangreiche Darstellung der Ketose: Ketogenese: Biochemische Erklärung der Ketose)
  • Umstellung des Stoffwechsels (Metabolismus) von Anabolismus auf Katabolismus
  • Der Körper beginnt mit der Sanogenese (Auch Salutogenese genannt)

Sangonese

Die Sanogenese bezeichnet praktisch das Konzept der „Gesundwerdung“ und steht damit der Pathogenese (Krankheitsentstehung) entgegen. Man könnte im Prinzip auch „Ganzheitliche Heilung“ dazu sagen. Der Sanogenese ist jedoch zu eigen, dass der Körper sie als inhärenten Mechanismus zur Heilung aus sich selbst heraus einsetzt. Dieses Konzept ist natürlich in gewisser Weise ein philosophisches und entspricht nicht der verbreiteten medizinischen Denkweise, in der Heilung immer eher etwas damit zu tun hat, dass man etwas hinzugibt, anstatt eine Art von Tabula-Rasa-Situation herzustellen aus der heraus eine Selbstregulation stattfinden kann. Doch genau das will das Fasten. Es will nicht ominöse Schlacken abbauen oder wie ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Quelle) oder Beta-Blocker (Quelle) wirken; es will einen Neustart. Eine neue Perspektive. Alte Befehle auflösen (Stichwort Aptoptose). Sauber aufräumen (Stichwort Autophagie). Die Energie, die normalerweise für die Angst vor dem Verhungern, dem Stress im Alltag, der Verdauung von Nahrung aufgebracht wird, komplett neu zur Verfügung haben und sie in die Grundsanierung stecken. Und das funktioniert.

Die Sanogenese ist nicht nur ein rein körperlicher Effekt. Es ist ein ganzheitlicher Effekt, der deinen Geist genauso wie auch deinen Energiekörper betrifft.

Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente (Hippokrates 460-377 v. Chr., Quelle))

Fasten ist schlecht

Dass Fasten gut tut,  bestätigen so gut wie alle Fastenerfahrungen, das bestätigen mir meine persönliche Krankheitsverbesserungen durch das Fasten und das würden mit Sicherheit auch genug Studien bestätigen. Einzig, dass es sie nicht gibt und weiterhin der mahnende Zeigefinger gehoben wird und auf den Gefahren herumgeritten wird, die ein Fasten (natürlich!) mit sich bringen kann. Warum?

Schon Hippokrates‘ guter Rat lässt vermuten, dass am Fasten nicht viel Geld zu verdienen ist. Einerseits konsumieren Fastende kaum etwas – und dann soll man die Methode auch noch Medikamenten vorziehen? Fasten bedeutet also erst einmal einen finanziellen Nachteil für die Pharmaindustrie, weshalb die auch kaum Studien zum Thema finanziert (Quelle)

Fakt ist doch ganz einfach: Wer fastet, gibt kein Geld für Essen aus und bricht womöglich noch seine Konditionierungen und Genusssüchte auf; hört auf zu rauchen, zu trinken, stellt seine Ernährung um, heilt seinen beginnenden Diabetes Typ 2 aus, indem er 20cm Bauchumfang verliert, braucht 5mg weniger Ramipril gegen seinen Bluthochdruck und und und. Wem soll das schon helfen? Natürlich gibt es mittlerweile genug Industriezweige, die auch hiermit Geld verdienen, was per se nicht verwerflich ist! Der größere Zweig (Die Massennahrungsmittelindustrie und die Pharmaindustrie) tut allerdings gut daran weiter die Propaganda aufzufahren:

  • Du wirst einen Mikronährstoffmangel (Vitamine, Mineralien etc.) erleiden
  • Du wirst danach wieder mehr zunehmen als vorher (JoJo-Effekt)
  • Du wirst deine komplette Muskulatur abbauen
  • Du wirst einen „Stoffwechselschaden“ erleiden

Genauso wenig pauschal diese Gefahren formuliert werden sollten, darf man sie allerdings auch als Fasten-Befürworter einfach wegwischen. Man sollte diese Gefahren lieber mit den notwendigen Relativierungen kritisch betrachten:

  • Du wirst womöglich einen kurzzeitigen Mikronährstoffmangel erleiden, falls du eine Prädisposition für einen bestimmten Mikronährstoffmangel oder eine Vorerkrankung mitbringst. Überleg dir eine abgewandelte oder abgeschwächte Form des Fastens wie etwa das Saft-Fasten oder das Suppen-Fasten. Auch auch mit einem kurzzeitigen Mikronährstoffmangel passiert im Normalfall nichts gravierendes. Zudem brichst du das fasten nicht, wenn du auch während der Essens-Auszeit etwas supplementierst.
  • Du wirst danach wieder zunehmen und das sogar sehr schnell, denn viel deines Gewichts wird Wasser und das Auffüllen der Kohlenhydratspeicher ausmachen. Die gesteigerte Salz-Einlagerung nach dem Fasten sorgt für einen zusätzlichen Anstieg. Stellst du deine Ernährung NICHT um und wirst du keinerlei Bestrebungen unternehmen deinen Energieumsatz wieder aufzubauen (Sport, Muskelaufbau) wirst du früher oder später auch dein Fett zurückbekommen – natürlich! Mehr wiegen als vorher ist wie zu jeden anderen Zeitpunkt in der Vergangenheit und einer möglichen Zukunft ohne Fasten eine Möglichkeit. Wenn du das Fasten nur als Crashdiät begreifst, ist die Wahrscheinlichkeit hierfür hoch.
  • Du wirst je nach Ausgangszustand einen Teil deiner Muskulatur abbauen, je länger du fastest und je weniger du dich bewegst. Der Körper benötigt essentielle Aminosäuren zur Muskelerhaltung und zur Proteinbiosynthese, die er nicht selbst herstellen kann. Der Körper ist jedoch im Normalfall aber nur sekundär auf Gluconeogenese (Also den Abbau von Proteinen zur Gewinnung von Glucose) angewiesen, solange genug Fettreserven bestehen und solange keine Ketoazidose (Eine Übersäuerung des Blutes durch Ketonkörper) droht. Eine Ketoazidose droht bei Stoffwechselerkrankungen (Diabetes Typ 1 z.B.) und/oder wenn du beim Fasten zu VIEL Sport machst. Bist du gesund und fastest eine normale Zeit (Ein bis drei Wochen) wirst du fast ausschließlich Fettabbau feststellen können. (Wikipedia sagt hier: „Pro Tag verlieren Fastende im Durchschnitt etwa 160g Fett und 75g Muskeln“ – Das erscheint ziemlich viel an Muskelmasse. Die zitierte Quelle ist seriös und interessant. Man muss aber bedenken, dass es sich um einen durchschnittlichen Wert handelt – ein fastender Bodybuilder wird natürlich mehr der (interpretierbar) unnützen Muskelmasse abnehmen, als an nicht mehr vorhandenen Fettreserven. Es ist also durchaus notwendig den Ausgangszustand mit einzurechnen: ich wette, niemand, der nicht sonderlich trainiert ist und einen Körperfettanteil von 25% hat, verliert nennenswert Muskulatur beim Fasten.
    Zusätzlich gibt es durchaus auch während des Fastens Möglichkeiten den Körper hier zu unterstützen. Ich habe dabei sehr gute Erfahrungen mit der Aufnahme von essentiellen Aminosäuren (Z.B. als Liquid) gemacht.
  • Du wirst einen „Stoffwechselschaden“ erleiden, wenn du dem reduzierten Energieumsatz des Körpers während des Fastens falsch begegnest (Keine Bewegung, als Krankheit interpretiert) und danach nichts an deiner körperlichen Aktivität und deinen Essgewohnheiten änderst.

Fasten und Ernährungsumstellung

Aufgrund der oben genannten neuen Freiheit und Bewusstheit in Kombination mit dem Aufbrechen von Konditionen und sogar Zwängen, halte ich Fasten für den perfekten Einstieg in eine gewünschte Ernährungsumstellung. Auch wenn alle Geschichten über Stoffwechselschäden und JoJo-Effekte durchaus ihre Wahrheiten enthalten, so sehe ich diese nicht als relevant in Bezug auf den Kopf-Effekt des Fastens, der dich dazu bringen kann dranzubleiben und deine Perspektive zu verändern.

Fasten und Abnehmen

Nah verwandt mit der Ernährungsumstellung, aber gern beim Fasten ausgeklammert, ist die Möglichkeit durch Fasten abzunehmen. Fasten nur um abzunehmen ist kein Fasten mehr sondern eine Hungerdiät. Trotzdem ist der Effekt beim Fasten immer gegeben. Das Problem, das wir im Alltag oft haben, während wir im Anabolismus bleiben, ist der Umgang des Körpers mit vorhandenem Körperfett und neu hinzukommendem Nahrungsfett; der Körper arbeitet, vor allem im weiteren Verlauf des Lebens, sehr gern mit dem aus der Informatik bekannten FILO-Prinzip: First In Last Out. Bei Männern beispielsweise bezieht sich das auf das Bauchfett: erst wenn alle anderen Reserven komplett aufgebraucht sind (so scheint es, es handelt sich hier natürlich um eine statistische Annäherung) wird das Bauchfett angegangen. Gleichzeitig wird aber bei einem Überschuss an Energie durch Nahrungsfette dieser Überschuss zuerst in Bauchfett angelegt. Das hat zur Folge, dass mit fortschreitendem Alter eine Art „Umproportionierung“ stattfindet: Während man in jungen Jahren noch allgemein klopsig sein kann, bekommt man später, wenn man zuvor schlank war, erst mal einfach nur einen riesigen Ranzen vorne drangebunden.

Dieser Effekt kann mit dem Fasten durchbrochen und nachhaltig verändert werden! Im Katabolismus zieht zwar der Körper auch erst mal das Fett überall her, nur nicht aus dem Bauch (natürlich schon, aber nur zu kleinem Prozentsatz), wenn aber eine gewisse Schwelle überschritten ist, ist einfach nichts anderes als der Ranzen mehr da. Und ich bin fest davon überzeugt, dass der Körper weitaus ‚lieber‘ seine Fettplautze angreift, als seine Muskulatur. Das erklärt sich für mich in erster Linie durch die gesundheitliche Schädlichkeit dieses Fettes (Viszeralfett). So sinnvoll eine Fetteinlagerung auf evolutionärer Ebene auch sein mag: warum sollte der Körper in der Notsituation des Fastens nicht erst dieses, extra für diese Situation angesammelte Fett abbauen, bevor er sich seiner Bewegungsfähigkeit (Muskulatur) beraubt? (Eine Erklärung dafür, dass der Körper überhaupt übermäßiges, schädliches Viszeralfett einlagert, liefert übrigens die „Selfish-Brain-Theorie„.)

Der nächste Punkt ist ein rein rechnerischer: selbst auf niedrigster Stoffwechselstufe zieht das Fasten weit mehr Energie, als in der gleichen Zeit zusätzlich aufgenommen werden könnte: nehmen wir an ich faste 20 Tage und verbrauche täglich die oft zitierten 1800 Kcal des Hungerstoffwechsels (Quelle), so wären das 36000 Kcal. Ich persönlich denke, der Verbrauch ist weit höher, vor allem, wenn man sich etwas bewegt, doch für das Rechenbeispiel bleiben wir mal dabei. Ich fange wieder an zu essen, lerne gar nichts aus der Fastenerfahrung, keine Konditionierung bricht auf, keine Ernährungsumstellung findet statt, ich kann aber zumindest einen weitergehenden Stoffwechselschaden vermeiden (warum auch immer) und bin nach einiger Zeit wieder bei einem Durchschnittsverbrauch von 2500 Kcal pro Tag. Nehmen wir aber an, ich stopfe mich weiter jeden Tag voll, sagen wir 3000 Kcal /Tag. Ich bräuchte rein rechnerisch 72 Tage, um meinen Erfolg zunichte zu machen. Hier gehen wir natürlich davon aus, dass Abnehmen und Zunehmen immer nur etwas mit der Energiebilanz zu tun hat – auch wenn das in der Ernährungswissenschaft gern propagiert und als unumstößlicher Fakt gehandelt wird, halte ich das zumindest für diskussionswürdig.

Wenn ich nun aber die Erfahrungen des Fastens mitnehme, meine Ernährung sich dadurch vielleicht sogar automatisch, unbewusst verändert, ich mich danach freier und leichter bewegen kann (weil ich einige Kilo Fett losgeworden bin) und ich zusätzlich vielleicht sogar noch einen halb- bis ganz-jährlichen Serientermin daraus mache: wie wahrscheinlich ist es wieder auf das Startgewicht zu kommen?

Ich halte nichts von Fasten als Diät, um danach wieder so weiterzumachen wie davor. Aber das passiert selten, wenn man sich auf die Ganzheitlichkeit des Fastens einlässt. Ich selbst komme von 110 Kilo, die ich jahrelang mit allen möglichen Sport und Ernährungsplänen zwar immer mal wieder phasenweise mehr und weniger schwanken lassen konnte (Zwischen 100 und 110), doch erst nach dem ersten Mal Fasten 2012 erfolgte ein bleibender Effekt. 2013, zwei Fastenkuren später, war ich dann bei 80 Kilo. Seitdem schwanke ich zwischen 80 und 88 Kilo und diese Schwankung kommt daher, dass ich manchmal in alte, schlechte Angewohnheiten zurückfalle. Im Moment bin ich untrainiert, schlaff, unsportlich und habe einen typischen Büroranzen – Wird Zeit das noch mal anzugehen ;) Aber mehr zu meinen persönlichen Erfahrungen in den folgenden persönlichen Geschichten zu meinen Fastenerfahrungen.

Weitere Effekte des Fastens

Weitere Effekte des Fastens können sich auf jeder vorstellbaren Ebene finden lassen: Kreativität, Energie, Elan, Motivation, Veränderung der Sinne, Veränderung der Wahrnehmung, Veränderung des Denkens, Geistesblitze, neue Perspektiven, Spiritualität, Veränderung des Bewusstseinszustandes usw. Es ist nahezu unmöglich diese für jeden Menschen anders in den Kernpunkten seiner Lebensthemen stehenden Effekte vorherzusagen. Ich kann nur sagen: es gibt weit mehr als Hunger, Abnehmen und Sanogenese.

Ich habe ja nun schon einige Male gefastet und jedes Mal gab es unterschiedliche Effekte, die sich auf energetische und emotionale Strukturen bezogen haben. Ich empfinde Fasten als höchst-spirituell, wenn man es bewusst begreift und ausreizt – es kann aber auch eine Qual und pure Langeweile sein, wenn man nicht weiß, was man damit anfangen möchte. Genauere Erfahrungen, die sich auf diesen Punkt beziehen und die ich während meiner Fastenurlaube gemacht habe, werde ich in den folgenden Teilen auszuführen versuchen.

Gefahren des Fastens

Natürlich gibt es auch unschöne Dinge am Fasten und sogar von Gefahren kann man, allem Schönreden zum Trotz, durchaus sprechen. Diese Gefahren haben meistens mit folgenden Dingen zu tun:
– Vorerkrankungen oder Veranlagungen, die bei der Fastenstrategie nicht richtig bedacht wurden. Meistens ist hierbei das Problem, dass zu sehr nach starren Mustern gefastet wird.
– Falsche oder übersteigerte Erwartungen an das Fasten
– Die Falsche Einstellung beim Grund des Fastens und bei der Durchführung (Z.B. krampfhaftes Durchziehen-Wollen)
Ich möchte gern irgendwann mal einen eigenen Beitrag schreiben, in dem ich auf all diese Gefahren und Schwierigkeiten eingehen will, denn das Thema würde hier sonst den Rahmen sprengen.
Es war mir aber zu diesem Zeitpunkt wichtig, zumindest mal zu erwähnen, dass auch am Fasten nicht alles super laufen muss und es durchaus Fallstricke geben kann.

Fasten-Literatur

Wer sich genauer über das Thema Fasten informieren will oder es nun vielleicht sogar mal probieren will (man kann immer klein anfangen!) dem kann ich Dahlkes „Das große Buch vom Fasten“ empfehlen – hier werden so gut wie alle Bereiche abgedeckt. Manchmal geht es ein wenig in die esoterische Richtung, aber das macht das Gesamtwerk nicht kaputt.

DasGroßeBuchVomFasten

Was mir zusätzlich noch Spaß gemacht hat, auch wenn es keine sonderlich tiefsinnige Abhandlung oder besonders raffiniert gestaltete Geschichte ist, war die Erzählung „40 Tage fasten“, die im Tagebuch-Stil von der Fastenerfahrung des Autors (im Alltag!) erzählt.

40TageFasten

Fazit

Abschließend sei zu erwähnen, dass das Thema noch weit komplexer ist, als ich es hier anzureißen versucht habe. Es gibt noch so viel mehr, was man über das Fasten erzählen könnte (z.B. wie der Effekt auf Diabetes ist (Ich bin selbst Typ-1-Diabetiker) oder wie man naturkundlich Fasten und die stattfindenden Entgiftung unterstützen kann). Ich hoffe, dass ich in den folgenden Blogeinträgen noch einiges davon genauer betrachten kann.

Ich kann nur jedem empfehlen, das Fasten mal auszuprobieren. Sollte ich meine Meinung zum Fasten so kurz wie möglich darbieten, wäre diese: Fasten ist toll!


Eine Fastengeschichte:
Teil 1: Fastentagebuch 2016 – Große Erwartungen
Teil 2: Fastentagebuch 2016 – Im Wald der Wandlung
Teil 3: Fastentagebuch 2016 – Stille
Teil 4: Fastentagebuch 2016 – Lebendige Steine
Teil 5: Fastentagebuch 2016 – Licht und Dunkelheit
Teil 6: Fastentagebuch 2016 – Das Despacho (In Arbeit)
Teil 7: Fastentagebuch 2016 – Chaos und Ordnung (In Arbeit)
Teil 8: Fastentagebuch 2016 – Retrospektive (In Arbeit)

Meine Fastenhistorie:
Teil 1: Fastenhistorie 2012
Teil 2: Fastenhistorie 2013
Teil 3: Fastenhistorie 2014
Teil 4: Fastenhistorie 2015 – Teil 1
Teil 5: Fastenhistorie 2015 – Teil 2 (In Arbeit)
Teil 6: Fastenhistorie 2016 (In Arbeit)
Teil 7: Fastenhistorie 2017 – Teil 1 (In Arbeit)
Teil 8: Fastenhistorie 2017 – Teil 2: Trockenfasten (In Arbeit)
Teil 9: Fastenhistorie 2018 (In Arbeit)
Teil 10: Fastenhistorie 2019: 28 Tage Fasten (In Arbeit)

Fastentheorie:
Teil 1: Fastentheorie
Teil 2: Fasten und Sauna



Schreibe einen Kommentar zu Max Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

2 Gedanken zu “Fastentheorie – Was ist Fasten? | Gesundheit