So gib mir auch die Zeiten wieder,
Da ich noch selbst im Werden war,
Da sich ein Quell gedrängter Lieder
Ununterbrochen neu gebar . . .
Ich hatte nichts und doch genug:
Den Drang nach Wahrheit
und die Lust am Trug.
Gib ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe, schmerzensvolle Glück,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gib meine Jugend mir zurück!
(Goethe: Faust: Eine Tragödie – Kapitel 2)
Das Konzept der Unsterblichkeit oder zumindest der Wiedererlangung der einstigen Jugend, manifestiert als sagenumwobene Quelle, ist unter verschiedenen Namen bekannt: Jungbrunnen, Quelle der ewigen Jugend, Quelle der Unsterblichkeit.
Ihr Auftreten ist in der Kunst und Literatur, sowie in der Popkultur weit verbreitet und jedermann bekannt. Ob Gemälde („Der Jungbrunnen“ von „Lucas Cranach dem Älteren„), Gedichte („Der Jungbrunnen“ von Hans Sachs), Filme („The Fountain„), Fernsehserien (Orson Wells „The Fountain of Youth“) oder Computerspiele („Indiana Jones and the Fountain of Youth„) – es finden sich unzählige Beispiele ihres Auftretens.
Viele fiktionale Geschichten zeichnen damit die unterschiedlichsten Bilder eines Jungbrunnens und erfinden Erscheinungsformen, die sich von Tränken über Quellen bis hin zu bestimmte Orte einnehmende Zauber erstreckt und verlagern ihr Vorkommen in die verschiedensten Regionen der Welt:
Im tiefsten Himalaya, umstellt von unbezwingbaren Bergen, befindet sich ein Tal mit mildem Klima, reiner Luft und klarstem Quellwasser. Die Bewohner, geleitet von Mönchen und Nonnen, leben in Frieden und erreichen ein Alter von 250 Jahren. Doch es ist nicht das Klima, das jung hält, sondern ein Zauber, der über dem Ort weilt. Denn wer die Grenze überschreitet, altert binnen Stunden und verwelkt zur Mumie. Somit ist Shangri-La ein Ort, an dem die biologische Uhr äußerst langsam tickt – und gleichzeitig ein goldener Käfig der Jugend.
(Quelle)
Diese Fantasy-Geschichte von James Hilton („Lost Horizon„) stammt bereits aus dem Jahr 1933, greift allerdings auch nur eine vorherige Idee aus Henry Rider Haggards „Herrscherin der Wüste“ von 1887 auf: Die an einen Ort (Hier: Die „Oase ewiger Jugend“ in der Wüste Ägyptens) und nicht an ein Wasser gebundene Jugend. Beim Überqueren der Grenze des Zaubers setzt das Altern sprungartig ein:
Sie, vor zwei Minuten noch das schönste, edelste, herrlichste Weib, das je die Welt gesehen, sie lag regungslos vor uns, neben sich die Lockenpracht ihres eigenen dunklen Haares, nicht größer als ein Affe und hässlich – ach, so hässlich, dass es sich nicht schildern lässt!
(Henry Rider Haggard „Herrscherin der Wüste“ (1887))
Die meisten der bekannten Geschichten beziehen sich jedoch auf eine tatsächlich existierende Quelle und referenzieren auf die Legende des Jungbrunnens, den der spanische Konquistador Juan Ponce De León nach seiner Entdeckung von Florida suchte.
Er folgte 1513 einem Gerücht der Taino-Indianer, die Quelle der ewigen Jugend auf der Bahamas-Inselgruppe Bimini finden zu können (Quelle).
Auch wenn nicht geklärt sei, ob er selbst von der Existenz eines Jungbrunnens überzeugt war, da von Juan Ponce de León selbst keine Schriften, wie etwa Tagebücher oder Logbücher überliefert seien (Quelle), verhalf er der Legende damit zu neuem Leben.
Doch auch Juan Ponce de León folgte nur bereits bestehenden, alten Geschichten. Herodot beispielsweise, der den Jungbrunnen in Äthiopien vermutete (Quelle) und als „Wasser des Lebens“ folgendermaßen beschrieb:
Und das Wasser dieser Quelle, sagten die Kundschafter, ist so schwach, daß nichts in derselbigen oben schwimmt, weder Holz, noch was leichter ist, denn Holz, sondern alles geht gleich unter. Wenn das Wasser wirklich so beschaffen ist, wie erzählet wird, so mag desselben täglicher Gebrauch wohl der Grund sein, warum sie so lange leben.
(Quelle: Die Geschichten des Herodot, Band 1).
Ihm folgten Erwähnungen der Quelle in den gesammelten Biographien Alexanders des Großen, Alexanderroman genannt. In der Überlieferung von Firdausi im „Buch der Könige“ heißt es beispielsweise:
Alexander sucht das Wasser des Lebens, um Allah auf Erden ohne Ende anbeten zu können, so wie die Engel im Himmel dies tun. Beim Eindringen in das Land der Finsternis […] führt ihn der Nothelfer Chider […] mit Hilfe von zwei leuchtenden Karfunkelsteinen. Dieser findet die Quelle, badet darin und wird unsterblich.
(Alexander Demant, Alexander der Große – Leben und Legende, S. 284)
Doch auch hier sind wir noch nicht bei den ältesten, bekannten Erzählungen einer solchen Quelle: Die Veden, die gesammelte Mythologie der Hindus, deren erste mündliche Überlieferung bereits 1200-1000 v.Chr. begann (Quelle), erzählt bereits davon:
In der jahrtausendealten Legende vom „Teich der Jugend“ lebt die blühende Königstochter Sukanya mit dem vertrockneten Gelehrten Cyravana zusammen. Da begegnen ihnen zwei Halbgötter in ewiger Jugend und verführen Sukanya: »O Sukanya, schöne Maid! Wie kannst du bei diesem Alten von gespenstischer Gestalt liegen? Komm zu uns beiden!» Sukanya aber widersteht und bleibt ihrem Alten treu. Derart gerührt, gewähren die Götter einen Wunsch. Cyravana will so jung sein wie seine Frau. Da führen die Halbgötter den Greis zum Teich der Jugend, dem er göttlich schön und jung entsteigt.
(Quelle)
Aufgegriffen von Künstlern und Geschichtenerzählern über die Jahrhunderte, blieb die Idee der Unsterblichkeit wohl deswegen immer am Leben, weil es sich um einen der großen Menschheitsträume handelt. Nicht nur aus dem positiven Aspekt heraus ewig zu leben, sondern womöglich auch deswegen, weil die Vergänglichkeit und der Tod zentrale Ängste der Menschen ausmachen. Verstärkend kommt wohl hinzu, dass Beobachtungen der Natur die Sehnsucht der Menschen nach Unsterblichkeit wecken: Schlangen und andere Reptilien beispielsweise häuten sich und symbolisieren damit die Möglichkeit selbst einen Neubeginn zu schaffen und die Vergangenheit abzustreifen (Siehe Artikel über die Schlange als Archetypus im Schamanismus). Bestimmte Quallen können nach neuesten Erkenntnissen sogar willentlich in den Zustand der Jugend zurückkehren und diesen Mechanismus unedlich oft für sich nutzen:
Der Lebenszyklus der Qualle Turritopsis dohrnii zeigt eine im Tierreich einzigartige Fähigkeit: Nach Erreichen der sexuellen Reife kann der Organismus, durch Nutzung des Transdifferenzierung genannten Zellwandlungsprozesses, wieder in das Stadium der Kindheit zurückversetzt werden. Dieser Zyklus lässt sich anscheinend unbegrenzt wiederholen.
(Quelle: Scott F. Gilbert: Cheating Death: The Immortal Life Cycle of Turritopsis).
Dies erklärt wahrscheinlich auch den festen Platz der Thematik in der klassischen Alchimie: neben dem Stein der Weisen, der alles, was man mit ihm berührte, in Gold verwandeln sollte (heruntergebrochen!), ist das sogenannte „Lebenselixir“ oder „Elixir des Lebens“ eines der meistbekannten Artefakte, die die Alchimisten anstrebten herzustellen:
Der Wunsch nach Jugend und Unsterblichkeit beschäftigte auch die Alchemisten. Sie suchten jedoch nicht nach dem Jungbrunnen, sondern versuchten ein Lebenselixir zu brauen, das ihnen ewiges Leben schenkte. Einige Alchemisten sollen dies tatsächlich geschafft haben, wie zum Beispiel Nicolas Flamel oder der Graf von Saint-Germain.
(Quelle)
Manche Quellen halten das Elixir des Lebens auch für den zweiten Schritt der Alchimisten und die Herstellung benötigte ebenfalls den Stein der Weisen:
Das Lebenselixier wurde von den Alchemisten aus dem Stein der Weisen hergestellt und als eine Art von Universalmedizin angesehen und zugleich auch als universelles Lösungsmittel […] betrachtet, das alle festen Stoffe, einschließlich Gold, aufzulösen vermochte.
(Quelle)
Diese Ansicht ergibt Sinn, wenn man die Philosophie der Alchimie versteht: Es ging ihr nie konkret um Gold als wertvolles Metall, sondern um die „Essenz des Seins“, die sich in jedem Stoff verbirgt. Bei Interesse dieser Ansicht empfehle ich den Klassiker „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Hier wird diese Essenz als „Weltenseele“ bezeichnet und der Protagonist macht als Alchimisten-Lehrling folgende Erfahrung:
Und der Jüngling tauchte in die Weltenseele ein und erkannte, dass diese ein Teil der göttlichen Seele und die göttliche Seele seine eigene Seele war.
(Paulo Coelho – Der Alchimist)
Kommen wir zurück zur Quelle der ewigen Jugend:
Interessanterweise findet sich für Bimini tatsächlich die Beschreibung eines Tümpels, der die Geschichte der Taino-Indianer bestätigen könnte und der „Das heilende Loch“ genannt wird:
Im Salzwasser des Mangrovenwaldes, der vier Meilen von Nord-Bimini bedeckt, befindet sich das heilende Loch, ein Tümpel, der am Ende eines Tunnelnetzes liegt. Während der Ebbe wird aus diesem Tunnelsystem kaltes und mineralreiches Süßwasser in den Teich gedrückt. Natürliches Lithium und Schwefel sind zwei der Elemente, die in diesem Wasser enthalten sein sollen. Das Wasser soll eine heilende Wirkung besitzen, und Besucher sprechen von einer geistigen und körperlichen Verjüngung nach ihrem Besuch.
(Quelle)
Das klingt vielversprechend. Tatsächlich aber handelt es sich dabei nicht um die Stelle, die für Touristen als der sagenumwobene Jungbrunnen präsentiert wird:
Eine Wasserstelle, die der Sage nach der Brunnen sein soll, kann in der Nähe des Flughafens von Süd-Bimini besichtigt werden. Die Einheimischen sind äußerst stolz darauf und viele behaupten, die medizinische Wirkung des Wassers hätte ihnen neue Lebenskraft verliehen.
(Quelle)
Das „Heilende Loch“ befindet sich zusätzlich an einer anderen Stelle. Ein dritter, mytischer Ort auf Bimini soll das sogenannte „Memory Ledge“ sein, ein magischer Ort, an dem man Flashbacks des bisherigen Lebens und sogar früherer Leben erhalten soll:
Memory Ledge is also located on the island. Local belief states that anyone who lies along the ledge experiences flashbacks through his or her entire life and sometimes even past lives.
(Quelle)
Dass Bimini auch für die mysteriöse „Bimini Road“ oder auch „Bimini Wall“ bekannt ist, bei der es sich um eine ca. 800 Meter lange Formation aus großen, annähernd rechteckigen Kalksteinblöcken handelt, deren Ursprung nicht abschließend geklärt werden konnte, hat zwar mit einem Jungbrunnen auf den ersten Blick nichts zu tun, erhöht jedoch die allgemeine Mysterösität der Insel:
Während die meisten Wissenschaftler die Bimini Road für eine natürlich entstandene, geologische Struktur halten, vertritt eine Minderheit die Annahme, sie sei vor Jahrtausenden, als der Meeresspiegel noch niedriger lag, von Menschen erbaut worden.
(Quelle)
Als Erbauer soll dabei einigen Quellen zufolge das untergegange Volk von Atlantis verantwortlich sein.
Allein über das Thema Atlantis und vermeintliche atlantische Bauwerke kann man natürlich Bücher füllen, deswegen soll das hier auch nicht weiter thematisiert werden. Einzig die Beschreibung einer Quelle der ewige Jugend in einem atlantischen Kontext wäre interessant:
Doch vor kurzem, nach Hunderten von Jahren, fanden Forscher einen geheimen Code in diesem Buch, der nicht nur die genaue Position von Atlantis beschreiben soll, sondern auch einen verborgenen und geheimen Schatz – die ewige Jugend.
(Quelle)
Schön wäre es, hier eine Verbindung finden zu können, doch leider handelt es sich hierbei lediglich um die fiktionale Geschichte eines Showtanzes der Grafschaftler Prinzengarde in Rietberg.
Tatsächlich findet sich weder in der ursprünglichen Beschreibung von Atlantis durch Platon noch auf der einer Szene-Seite, die sich ausschließlich mit Atlantis-Forschung beschäftigt, ein Hinweis auf eine derartige Verknüpfung.
Nichtsdestotrotz klingt die Beschreibung des „Heilenden Lochs“ auf Bimini am greifbarsten, könnte aber auch Ernüchterung in den Wirrungen des Themenkomplexes bringen:
Und damit dürften wir beim wahren Kern der Legende angelangt sein: Jungbrunnen sind Mineralquellen, die neben der medizinischen Wirkung auch neue Lebenskraft suggerieren. Welcher Kranke hat nach einer Kur nicht das Gefühl, verjüngt durchs Leben zu hupfen? Dass die Zuhörer an den Lagerfeuern solche Erzählungen für bare Münze nahmen, konnte den Siedlern an der Heilquelle nur recht und billig sein.
(Quelle)
Leider finden sich in den Weiten des Netzes keinerlei echte Erfahrungsberichte. Lediglich Beschreibungen der Insel als Urlaubsort, meist von Reisebüros oder Bewertungsportalen für Urlaubsziele, erwähnen das „Heilende Loch“ als Jungbrunnen:
Im Norden der Insel Nord-Bimini steht ein Mangrovenwald mit dem „Heilenden Loch“. Das ist ein Quellteich mit Mineralwasser, das heilsam für allerlei körperliche und geistige Defekte sein soll. Manche Leute kommen allein deswegen nach Bimini.
(Quelle)
Schade, dass von diesen Leuten niemand tatsächlich etwas zu berichten weiß. Wir werden also abwarten müssen, bis ich selbst dort war und der Morphoblog mein Erlebnis im heilenden Loch zu tauchen widergibt.
Wer sich gefragt hat, welchen Sinn dieser kleine Überblick zur Quelle der ewigen Jugend hat:
- Erstens kenne ich die Geschichten zu Bimini und dem heilenden Loch schon länger und habe schon länger die Idee dort einmal hinzuschauen.
- Zweitens entstand dieser Artikel nun letztlich aus einer Einleitung zu einem Bericht über die Quelle der Weisheit (Sophienquelle in Franzensbad), die ich zusammen mit einem Freund im Februar 2016 aufgesucht habe. Da wir bereits im Januar 2012 einmal zusammen dort waren und die ganze Geschichte auch einen Morphoaspekt hat, wollte diese erzählt werden – beim Recherchieren für die Einleitung entstand jedoch so viel Text, dass es nun zwei Artikel geben wird.
Was meint ihr zu den Geschichten über die Quelle der ewigen Jugend? Kennt ihr noch andere? Gibt es welche, die euch besonders gefallen? Oder habt ihr womöglich sogar mal in einer gebadet und seid als Kleinkind wieder rausgekrabbelt? ;)
im 4. teil von fluch der karibik suchen sie auch nach dem jungbrunnen
Ich weiß ;) Den hab ich aber extra nicht erwähnt, weil ich ihn nicht für ein erwähnenswertes, mehrwertbeinhaltendes Stück Kulturgut halte :-P
„The Fountain“ kann ich aber empfehlen! Hat einige philosophische Ansätze ;)
Weitere Quellen kann ich leider nicht nennen, möchte aber einen Gedanken zu den unterschiedlichen Bezeichnungen loswerden, der mir beim Lesen durch den Kopf ging: „Quelle der ewigen Jugend“ und „Quelle der Unsterblichkeit“ sind (wenn man es wörtlich nimmt) eigentlich doch zwei ziemlich verschiedene Dinge – trinkt man aus der einen, wird man wieder jung, trinkt man aus der anderen, bleibt man so alt und tatterig wie man ist, wird aber vielleicht unverwundbar und dadurch unsterblich.
Kann man ausschweifend diskutieren ;) Eine „Quelle der ewigen Jugend“ wäre auf jeden Fall auch immer eine Quelle der Unsterblichkeit. Eine „Quelle der Jugend“ praktisch auch, wenn man denn jedes Mal wieder rechtzeitig in ihr badet, wenn man alt wird. „Unsterblichkeit“ ist auf jeden Fall nicht das gleiche wie „Unverwundbarkeit“, dafür bräuchte man eine weitere Quelle. Ich glaube mit diesen drei Eigenschaften könnte man alle Möglichkeiten abbilden; die richtige Quelle, die semantisch keine Missverständnisse zulässt wäre dann wohl: „Die Quelle der Jugend, Unsterblichkeit und Unverwundbarkeit“. Das wäre dann aber vermutlich in Geschichten auch wieder eine eigene Bezeichnung wert (Magische Quelle o.Ä.). Am Ende muss ich zugeben, dass die Verwirrung wohl durch einen „Fehler“ meinerseits entstand: Ich glaube, ich habe keine Quelle gefunden, die tatsächlich von einer „Quelle der Unsterblichkeit“ spricht. Schlecht gearbeitet und belegt also ;) Der Kern der Geschichten dürfte immer die „Ewige Jugend“ sein.
Hallo, interessanter Beitrag… Da meine Konzentration gerade beim Lesen nachgelassen hat, werde ich später nochmal den Rest lesen. Hab jetzt ab irgendeiner Stelle dann nur noch Grob überflogen.
Ich hab nur mal irgendwann von den Jungbrunnen gehört, aber mich nie wirklich damit beschäftigt. Jetzt kam mir dein Artikel zufällig entgegen und dann habe ich mal wieder reingeschnuppert Wäre ja interessant was dran ist. Natürlich kann man sich auch denken, dass das vielleicht irgendwas ein Moor oder ähnliches war das einfach die Haut frisch gehalten hat und die Überlieferungen haben irgendwas anderes daraus gemacht.
Doch ewiges Jung bleiben wäre glaub auch sehr ungenau ausgedrückt. Denn wie sind wir Menschen nun mal? Wir wollen immer das haben was wir nicht bekommen. Entweder die Menschen wären dann irgendwann unzufrieden weil sie sich im Alter und Aussehen von 25 Jahren schon alt fühlen oder sie streben die Legenden der reifen alten Weißen an und wünschen sich dann wieder alt zu sein. (Wenn man jetzt ausgeht, dass nur noch junge Menschen existieren würden)
Zweiter Gedanke von mir war, was passiert mit der Seele wenn wir unsterblich wären. Geht man die Sache vom spirituellen Blickwinkel aus, dann wäre man hier gefangen. Der vergessliche Mensch weiß das natürlich nicht und sieht die Erde als das wunderbare an. Aber dabei wird er nie mehr seine wahre Identität spüren…
Ich denke, irgendwann wird es sicherlich möglich sein ewig jung zu bleiben oder sogar nicht zu sterben, aber ist es das Ziel? Wir Menschen haben Angst vor dem Ende… Wer weiß was uns aber da erwartet?
So, genug philosophiert. War mal eine nette Abwechslung dein Artikel. Danke dir dafür.
Liebe Grüße aus Dresden
Thomas
Du triffst ein paar Punkte, über die man gut weiter philosophieren kann; in erster Linie kompensiert die Idee eines Jungbrunnens (sowie viele andere mythologische Konzepte auch) unserer Angst vor dem Älterwerden und dem schließlichen Tod. Und diese Angst fußt natürlich darauf, dass wir nicht wissen, was uns erwartet. Aber auch darauf, dass wir uns nicht selbst verlieren möchten. Unsere Entwicklung geht nun mal immer mehr in die Richtung des Egos – Die Welt ist groß und voller Möglichkeiten und man möchte auf dieser Ebene so viel und so lange im Leben verweilen; das ist natürlich kurzsichtig… Das ganze Thema ist sehr kompliziert, denke ich.
Letztlich hast du auch mit dem spirituellen Blickwinkel einen Punkt getroffen: Der Tod ist Teil des Lebens, Teil des karmischen Geflechts. Ohne Tod und Weitergabe von Themen auf neue Generationen, Traumagenerierung in Todessituationen, Abarbeitung von karmischen Geflechten aus Vorleben usw. würde das System nicht funktionieren. ABER: es entwickelt sich selbst, der Selbstähnlichkeit entsprechend, eben in ein neues System hinein:
Die Unsterblichkeit wird kommen, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Kennst du den Begriff der Technologischen Singularität? Wir streben dorthin und es wird eines Tages Realität sein. Wir werden unseren Körper aufgeben und unser Bewusstsein in eine Maschine verpflanzen und ewig leben. Das ist lustig, denn wir entwickeln uns dadurch weg vom Ego, obwohl die Entwicklung aus dem Ego-Wunsch der Unsterblichkeit heraus entstehen wird.
Danke für deine Denkanstöße und das Lesen meines Beitrags :)
Hallo Alex,
ich bin jetzt wieder aus dem Urlaub zurück und kann mich somit deiner Antwort widmen. Erst einmal vielen Dank für deine ausführliche Meinung. Klingt sehr spannend. Mit der Unsterblichkeit gehe ich vollkommen mit, ich denke wie du und es wird irgendwann die Unsterblichkeit funktionieren. Die Frage ist halt nur welchen Preis das ganze hat und ob es eine bedingungslose Unsterblichkeit oder eine bedingte sein wird. Und zusätzlich wird es sich wohl eher auf eine geistische anstatt körperliche Unsterblichkeit hinlaufen, wenn wir jetzt deiner Aussage mal folgen würden. Bei deinem Ansatz sehe ich jedoch wieder nur eine abhängige Unsterblichkeit. Wenn die Maschine angeschaltet wird oder unser Bewusstsein gelöscht wird, ist auch da keine Unsterblichkeit vorhanden. Nun wäre da die Frage, redet man in diesem Fall dennoch von einer Unsterblichkeit?
Ich glaube allein von der Begrifflichkeit ist es mit der Unsterblichkeit so eine Sache, denn ist wie gesagt eine Definitionsfrage. Ab wann kann man von einer Unsterblichkeit sprechen. Sobald man auf natürlicher Art nicht mehr sterben kann oder erst wenn man auf alle erdenklichen Arten nicht mehr ausgelöscht werden kann.
Bei der Ego-Sache stelle ich mir folgende frage, werden wir bei deinem Beispiel wirklich vom Ego kommen? Denn was macht das Ego aus? Ist es wirklich nur der Körper und die Ergebnisse die wir aus unserem Tun verbinden? Oder ist es unser Bewusstsein das uns nicht vom Ego loslassen wird. Wenn unser Bewusstsein nur verpflanzt wird, werden da automatisch unsere Abgrenzungs-und Einzigartigkeitsempfindungen verloren gehen? Denn zusätzlich habe ich mir schon öfters die Frage gestellt, ob wir nicht vielleicht schon nur in einer Matrix leben und bereits künstliche Intelligenz sind, wir es nur nicht wissen. Denn insbesondere unserer Drang zur Spiritualität könnte doch nichts anderes sein als das Wissen darüber, dass wir von woanders her stammen und nur „künstlich“ sind.
Ich danke dir ebenfalls für deine Denkanstöße, ich finde es immer wieder interessant andere Sichtweisen zu den genannten Dingen zu lesen.
Hallo Thomas,
die Unsterblichkeit und auch die technologische Singularität wird natürlich ein Prozess sein – zuerst wird es, da hast du Recht, eher um unser Ego gehen, aber mit dem immer stärker fortschreitenden Verlust von Körper, Sensoren, Biochemie und irgendwann neuronalen Netzen, werden wir irgendwann nur noch als Bewusstseinsstrom, nur noch als Information existieren. Da wir – und das liegt in der Natur der Sache eines sich selbst und alles Sein erfahren wollenden Gottes – uns immer weiter vernetzen, wird das Ego immer mehr an Bedeutung verlieren. Die technologische Singularität wird uns dorthin führen, woher wir ursprünglich kommen: an den Punkt, an dem alles eins und nur noch Information ist. Und ja, das ist der Moment, in dem der nächste Simulationszyklus startet. Matrix Reloaded! Natürlich leben wir in einer Simulation, ich mag es nur ungern „Matrix“ nennen, denn das klingt so, als hätte der Film diese Idee erfunden; dabei ist sie der Kern aller großen Philosophen, aller Esoteriker, aller Schamanen und neuerdings auch immer mehr der Quantenphysiker, die an der großen Frage, der Beschaffenheit der Welt als „Holographisches Universum“ forschen.
Übrigens, ich weiß, das kann man aktuell leicht übersehen, weil ich mich um so viele andere und persönliche Themen und Geschichten gekümmert habe, war das ursprünglich der Gedanke, aus dem dieser Blog entstanden ist: das Morphofeld als Holographie, Simulation, als Matrix, und es findet eigentlich in so gut wie alle meinen Erzählungen Erwähnung ;)
Der Langlebigkeit-Code [Ref-Link entfernt] ist der Schlüssel zu einem glücklich langen leben! Wer lange am Leben sein möchte sollte sich regelmäßig bewegen und seine innere Zellen mit wenig Stress fordern, denn so kann der Körper an richtiger Vitalitätsmasse aufbauen!
Hallo Adrian,
da stimme ich dir zu. Sport, wenig bzw. richtig dosierter Stress (Streng genommen ist Sport übrigens Stress), Ernährung. Aber das ist schon irgendwie trivial, oder?
Und Langlebigkeit ist noch lange keine Unsterblichkeit, um die es hier (vor allem in einem mythologischen Kontext) geht.
Den Ref-Link musste ich leider entfernen.