Rettet die (bayrischen) Insekten! | Volksbegehren Artenvielfalt


Vor beinahe einem Jahr hatte ich im Zuge einer lyrischen Aufarbeitung des Themas Insektensterben diesen Beitrag hier schon prophezeit:
Dass ich eines Tages bei dem Thema den Moralapostel spielen werde.

Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.

Dieses Zitat, welches gerne Einstein angedichtet wird, dürfte so gut wie jedem bekannt sein und auch wenn sowohl Herkunft als auch die dortige Zeitangabe mit Vorsicht zu genießen sind, so sagt es durchaus etwas Richtiges aus, was mittlerweile fast jeder mitbekommen haben sollte:

Bienen, besser gesagt: Insekten allgemein, sind wichtig für unser Ökosystem. Dass es bereits seit mehreren Jahrzehnten ein spürbares Insektensterben gibt, ist längst keine bloße Theorie mehr. 2017 erschien eine (weitere) Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass der Insektenbestand in Deutschland innerhalb der letzten knapp 30 Jahre um etwa 75% dezimiert wurde! Infolgedessen reduzierte sich auch der Vogelbestand. Beides wird im Agrarreport 2017 vom Bundesamt für Naturschutz aufgeführt.

Neuere Untersuchungen belegen auch ganz klar den Zusammenhang zwischen Insekten- und Vogelsterben.
Zum Vogelsterben wurden zusätzlich bereits europaweit Untersuchungen angestellt, die erschreckende Ergebnisse lieferten:

Wie es mit dem Vogelsterben aussieht, zeigt eine aktuelle Auswertung von Daten zwischen den Jahren 1980 und 2016. Seit 1980 hat die Zahl der Vögel in den Staaten der Europäischen Union um 56 Prozent abgenommen. – (Quelle)

75% weniger Insekten und 56% weniger Vögel innerhalb der letzten 30 bis 40 Jahre!

Das sind beinahe unglaublich klingende Zahlen und es scheint fast, als könnte man hier die Kurve gar nicht mehr bekommen.

Einen kleinen Schritt in Richtung Kurve-kriegen können wir in Bayern jedoch gerade gehen.

Ab heute (31.01.2019) bis zum 13.02.2019 läuft in Bayern die Abstimmung für ein Volksbegehren zur Erhaltung der Artenvielfalt bei Insekten, zum Schutz der Bienen und in der Folge auch zur Rettung der Vögel.

Hier also der Appell, dem diese ganze Einleitung gilt:

Wenn ihr in Bayern lebt, dann geht vom 31.01.2019 bis 13.02.2019 ins Rathaus und unterschreibt für das Volksbegehren Artenvielfalt!

Wenn ihr Kontakte in Bayern habt, dann sagt denen Bescheid. Wenn ihr in Bayern lebt, aber in der Zeit nicht da seid, dann beantragt einen Eintragungsschein oder gebt jemandem eine Vollmacht zum Unterschreiben.
In größeren Städten gibt es übrigens noch mehr Eintragungsmöglichkeiten als nur das Rathaus; in München beispielsweise gibt es 7 Stellen in der Stadt verteilt, an denen man unterschreiben kann. Ihr müsst also nicht zwingend ins Rathaus. Benutzt einfach den Rathausfinder, um herauszufinden, wo ihr unterschreiben könnt.

Es ist die perfekte Gelegenheit für all jene, die meinen, dass man „als Einzelner keine Chance hat etwas zu verändern“:

Was sich durch das Volksbegehren ändern soll, wird auf der Internetseite der Initiative gut beschrieben. Darunter fallen auch ganz konkrete Maßnahmen wie etwa die Schaffung von mehr Biotopen, mehr ökologische Landwirtschaft, mehr Blühwiesen und weniger Einsatz von Pestiziden:

Zu viele kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe müssen schließen, weil sie zu wenig und falsche Förderungen bekommen. Es lohnt sich nur, wenn Betreibe immer weiter wachsen. Das ist der falsche Weg. Der Artenschutz und die Unterstützung der kleinräumigen, bäuerlichen Landwirtschaft sind eng miteinander gekoppelt.
Derzeit gibt es ca. 10% ökologisch bewirtschaftete Flächen. Wir fordern mind. 20% bis 2025 und 30% bis 2030, vernünftige Ziele also. Derzeit importieren wir Unmengen Bio-Lebensmittel, anstatt sie regional selbst zu produzieren.

Mindestens 10% der Naturflächen müssen in Blühwiesen umgewandelt werden!

Sind wir bereit aus Profitgründen und fehlgesteuerter Agrarpolitik, Artensterben, Bodendegradierung und nitrithaltiges Trinkwasser zu akzeptieren? Das muss sich ändern!

Ob es überhaupt etwas bringt in einem einzelnen Bundesland einen kleinen Schritt zu gehen, bei einer durchaus globalen Entwicklung, darüber kann man ausschweifend diskutieren.
Doch warum sollte man es nicht tun? Die Alternative ist: Aufgeben. Uns unserer eigenen Zerstörungsenergie hingeben und sie voll und ganz zu akzeptieren.
Und deswegen ist es auch sinnvoll, dass jeder einzelne Mensch etwas tut. Unsere Intentionen manifestieren die Welt. Wenn wir die Insekten retten wollen, dann können wir das tun, indem wir die manifestierten Rettungsleinen greifen. Wenn wir das nicht wollen (wie beispielsweise der Bayerische Bauernverband), dann können wir auch das tun: indem wir uns darüber beschweren, dass unsere Profite weniger werden, wir vielleicht hin und wieder auf etwas Komfort verzichten müssen, wir uns unserer Gier, unserem Neid und dem stellen müssen, was hinter all dem liegt: unsere Angst. Davor uns zu verändern, Eingeständnisse zu machen und am Ende womöglich (oder besser: mit Sicherheit) zu sterben.

Es ist relativ klar, was wir zu tun haben, doch wie immer, wenn es um Veränderung geht, hindert uns unsere Trägheit und Gier daran, etwas zu unternehmen; die Politik wird durch den Lobbyismus korrumpiert und die Masse entfremdet sich von der Natur. Wen wundert da diese Entwicklung schon wirklich?

In meiner lyrischen Aufarbeitung des Themas habe ich ein Szenario für die Zukunft gezeichnet, von dem ich tatsächlich glaube, dass es so kommen könnte:
Wir werden früher oder später alles an Natur und Tieren ausrotten, wenn wir so weitermachen. Dann werden wir Technologie einsetzen, um deren Aufgaben zu übernehmen. Wir werden womöglich keine Bäume mehr brauchen, denn Maschinen werden CO2 in Sauerstoff umwandeln, Insekten sind uns egal, denn wir werden Bestäubung per Drohnen durchführen und genmanipulierte Superbakterien zur Zersetzung organischen Materials benutzen, usw.

Im Zuge der Technologischen Singularität und bei Eintritt in den Transhumanismus werden wir keine Außenwelt mehr brauchen. Wir werden als Bewusstseinsstrom in einer virtuellen Realität weiterleben, nur durch elektrische Energie leben und wir werden vergessen, dass es eine Außenwelt jemals gab (so wie es womöglich bereits schon mehrere Male geschehen ist. Oder denkst du wirklich, dass es Luft ist, was du gerade atmest?).
Meine Geschichte erzählt: Wir werden die Welt vergessen, wir werden zu Ruinen, und die Natur wird sich wieder erheben. Wir werden nichts für alle Ewigkeit ausrotten. Außer womöglich uns selbst.

Aber bedeutet das, dass wir jetzt einfach so weitermachen sollten? Natürlich nicht! Denn es geht ja auch darum, dass der Weg dorthin, was auch immer eines Tages, in hunderten oder erst tausenden von Jahren passieren wird, nicht zur Hölle für jedes Lebewesen wird. Und darauf steuern wir leider zu.
Zudem ist das alles nicht sicher. Meine Geschichte könnte niemals so passieren, wenn wir uns schon in 10 Jahren selbst ausrotten.

Um das zu verhindern, müssen wir also durchaus etwas tun. Jeder Aufschub des Punktes, an dem es keine Wiederkehr mehr gibt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Erde überleben wird oder zumindest eines Tages wiederauferstehen kann.

Zeig jetzt, dass du als Einzelner daran glauben kannst, dass wir etwas verändern können.
Sieh die Gefahr und sei optimistisch.
Geh unterschreiben und lass uns klitzekleine Schritte machen!
Besser als gar keine.


Hier gibt es noch ein paar Links und Quellen für Interessierte zu dem Thema:

Volksbegehren Artenvielfalt – Internetseite
Volksbegehren Artenvielfalt – Facebookseite
Volksbegehren Artenvielfalt – Facebook-Veranstaltung zum Unterschreiben
Infoseite zum Volksbegehren vom Initiator (Omnibus)
Volksbegehren Artenvielfalt – Youtube-Kanal
Kino-Spot zum Volksbegehren
Hintergründe zum Volksbegehren als Video aus Sicht der ÖDP
Über das Volksbegehren auf Utopia.de
Beitrag zum Volksbegehren des Bund Naturschutz
Beitrag zum Volksbegehren vom Landesbund für Vogelschutz
Über das Volksbegehren auf Süddeutsche Zeitung
Pro-Contra-Diskussion zum Volksbegehren des BR
Pro-Contra-Auseinandersetzung des Merkur


 

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