Ich habe das ja schon bei der Veröffentlichung meines letzten Gedichts erwähnt und es dürfte mit Blick auf die Inhalte des Morphoblogs auch nicht überraschen: ich war nie der große Lyrik-Freund und habe mich immer mehr auf Prosa beschränkt. Dabei meine ich mit Lyrik die klassische Definition, nämlich die Kunstform der Gedichte, auch wenn mir das manchmal ein wenig überholt erscheint. Spätestens seit Gedichte die einstigen starren Vorgaben ihre Form betreffend nicht mehr im Ansatz erfüllen müssen (Schöne Lektüre dazu übrigens: Das Wasserzeichen der Poesie), wobei man diskutieren könnte, ob sie das jemals mussten, kann man eigentlich in jeder Art von Text etwas lyrisches oder poetisches finden.
Doch ich schweife ab, kurz und knapp: Ich schreibe eigentlich keine Gedichte.
In letzter Zeit habe ich mich jedoch etwas mehr als sonst mit fremder Lyrik beschäftigt und so ergriff es mich selbst. Was dabei herauskam, habe ich ja bereits hier veröffentlicht: Flashback.
Nun habe ich das dortige Gedicht als Poetry-Clip umgesetzt, möchte diesen hier präsentieren und ein paar Worte dazu sagen:
Es handelt sich um ein sehr spontanes Werk. Der Vorteil dieses kurzen Textes liegt auf der Hand: Es kostet relativ wenig Zeit, das Gedicht zu lesen und die Vertonung nachzubearbeiten (etwa zwei Stunden, falls es jemanden interessiert).
Mehr Zeit habe ich tatsächlich für das Video aufgewendet. Das zugrundeliegende Bild wurde zeitgleich zum Gedicht geschaffen: es handelt sich um einen verfremdeten Screenshot einer Textdatei, mit Farben angereichert und einiger angewandter Filter. Im Zentrum steht ein Foto eines von mir selbst fotografierten Fliegenpilzes.
Für das Video wollte ich zum einen die im Gedicht erwähnten Wellen, aber auch eine Art von Zurückbringen (Flashback) und eine Verwirbelung der Welten darstellen, alles irgendwie auf verdrehte Weise ausgehend vom Zentrum des Bildes.
Bestimmt hätte man diese Intention mit noch mehr Ahnung von Adobe After Effects (womit gearbeitet wurde) noch treffender gestalten können.
Warum erzähle ich das eigentlich und zeige nicht einfach nur das Ergebnis? Aus zwei Gründen:
Zum einen sehe ich im Schöpfungsprozess einen Aspekt des Werkes selbst. Für mich ist der Schöpfungsweg die Geschichte des Werkes – und alles wird spannender mit einer Geschichte.
Zum anderen möchte ich zeigen, dass man manches unterschätzt (z.B. wie viel Aufwand in so einem kleinen Projekt stecken kann) und vieles überschätzt (z.B. wie einfach es eigentlich ist etwas zu schöpfen) und man lieber in seiner Vorstellung festhängt, anstatt einfach etwas zu tun.
Auch wenn das jetzt paradox klingen mag: Ich erzähle die Schöpfungsgeschichte dieses Werkes um begreiflich zu machen, dass diese alles und gleichzeitig nichts bedeutet, sie das Werk einerseits zu dem macht, was es ist, und es andererseits bis auf seine Grundfesten ausradiert.
Hier nun das Ergebnis. Wie immer freue ich mich, wenn ihr mir auf Youtube ein Abo dalasst und dem Video einen Daumen nach oben gebt, wenn es euch gefällt.
Jetzt hab ich es endlich mal angeguckt: Du hast einfach die perfekte Vorlesestimme, auch bei Lyrik :-) Das Werk erinnert mich stark an die Videokunst der 80er, gerade die Bild-Ton-Kombination. Was für eine Textdatei war denn die Grundlage? Das Gedicht selbst?
Die 80er? Hmm… wären ja jetzt nicht so meine Zeit, aber liegt bestimmt daran, dass ich’s einfach nicht besser kann
Tatsächlich war es eine Textdatei mit Datenbank-Skripten
Vielen Dank für das Kompliment zur Stimme, das freut mich sehr