Blickt auf euer Herz | Poetisches Fragment



Blickt auf euer Herz

Während ihr es in den Händen haltet. Warm und pulsierend, mahnend und vor Angst zitternd quillt das Blut aus ihm, besudelt eure Hände und tropft vor eure Füße, auf den Boden, karg und steinig, am Rande des Abgrunds.

Der Abgrund existiert, damit ihr endlich springt. All das Wehklagen der Herzen stimmt euch nicht um, erreicht euch nicht, in eurem Egoismus und eurer Gier. Gier nach Wachstum. Gier nach Reichtum. Geld und Macht. Angst. Angst. Angst. Vor dem Tod und vor dem Leben, nicht genug zu haben und zu sein, teilen zu müssen, leiden zu müssen. Nicht geliebt zu werden, in letzter Konsequenz.

Springt. Und der Sturz wird euch verbrennen. Eure Widerstände wie Hüllen alter Haut von euch abbrennen, wie alte Leben, immer und immer wieder gelebt.
Bevor ihr auf dem Grund zerschellt, werdet ihr verstehen, dass ihr zwar niemals aus den Scherben wiederauferstehen werdet. Jedoch Frieden finden könnt.

Springt nicht. Und der Lavastrom, der sich beständig seinen Weg aus dem frisch ausgebrochenen Vulkan hinter euch bahnt, wird euch verbrennen. Doch eure Widerstände werden bleiben, in euren dunklen Herzen, aus Trotz geformt. Niemals Erlösung.

Helft uns beim Bau des Kanals. Und ihr werdet leben. Euer Herz aus den Händen legen, ihm eine Brust zum Schlagen geben, endlich wieder lieben können. Euch und alles um euch herum. In den Ozean des All-Eins-Seins eintauchen können.

Traurig, von euch verraten blickt das Herz in eure Augen, sieht dort, dass ihr niemals dazu fähig sein werdet euch zu verändern. Es wird mit euch sterben. Mit euch und euren geflüsterten Lügen und Märchen, eurer Trägheit und eurer Verrücktheit, die ihr niemals aufgeben werdet.
Hass. Angst. Ausbeutung. Krieg. Zerstörung. Unterwerfung. Leid. Während ihr nur das Licht sehen wollt, die Dunkelheit verteufelt. Lacht, während eure Seele leidet. Ihr seid Heuchler.

Wir sehen euren Lärm. Eure ohrenbetäubende Stille der Bedeutungslosigkeit. Die pure Langeweile, die aus euren Poren trieft, während euch das Licht blendet.

Seid ehrlich. Schaut das Herz in euren Händen nicht nur traurig an. Fresst es auf, so wie ihr den Rest der Welt fresst, immerzu, in unersättlicher Gier, fetter werden, fetter, größer, mächtiger, fetter, fetter, reicher, gieriger, fetter, fetter, niemals fett genug.

Blickt auf euer Herz und seht es sterben.
Blickt auf euer Herz und fresst es auf.

Schlagt eure Zähne in die Liebe, wie ihr auch die Zähne in die Welt schlagt, die ihr zu lieben behauptet.

Ihr müsst sterben, damit die Welt leben kann.
Also springt.


 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert