Serienreview: Mr. Robot (1. Staffel) 12


Ein Wort zuvor: Diese Rezension wird die einzige in diesem Bereich bleiben, wie ich in einem Update zu dem Thema geschrieben habe. Wenn euch die Betrachtung gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn ihr in dem extra dazu ins Leben gerufene Blog Serienschau weiterlest (oder den folgenden Artikel dort lest:) Dort könnt ihr auch Betrachtungen zu Computerspielen und Musik finden.

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Mr. Robot

Der Titel sagt nicht viel aus, möchte man von ihm jedoch auf den Inhalt schließen, wird man enttäuscht, da die Referenz nicht so eindeutig ist, wie man annehmen könnte. Es handelt sich jedenfalls NICHT um Science-Fiction, der sich beispielsweise in irgendeiner Form mit Kybernetik beschäftigt. Das als erster Hinweis, denn mir persönlich gefällt der Titel aufgrund dieser Irreführung nicht – allerdings gibt es durchaus Entsprechungen im Plot, weswegen er legitim gewählt ist.

Rahmenhandlung

Die Fernsehserie folgt einem jungen Programmierer mit Persönlichkeitsstörungen, der von dem mysteriösen Mr. Robot für eine anarchistische Hackergruppe rekrutiert wird, um die Firma zu hacken, die er als Angestellter einer Cybersecurity-Firma beschützen soll.

(Wikipedia)

Als Serienkenner könnte man daraus nun schließen, dass die Rahmenhandlung einiges an Möglichkeiten für Fillerfolgen und Standalone-Handlungsstränge hergibt. Tatsächlich aber – und das ist ein großer Pluspunkt der Serie – gibt es diese praktisch kaum. Die Geschichte wird in erster Linie character-driven erzählt, das bedeutet, dass im Fokus nicht die Handlung steht, sondern die Figur. Trotzdem wird die Rahmenhandlung natürlich mit Ausreißern auserzählt. Ich möchte allerdings im Rahmen dieser Rezension eher weniger auf die Handlung eingehen, sondern in erster Linie stilistische, konzeptionelle und erzählerische Merkmale betrachten sowie versuchen zu erklären, was die Serie für mich zu einem Erlebnis macht. Wer mehr von der Handlung an sich wissen will (und sich gescheit spoilern lassen will), liest einfach HIER nach.

Figuren

Um die Figuren herum entwickelt sich die Geschichte. Die Serie ist ein sehr gutes Beispiel dafür und steht damit entgegen den meisten anderen Serien, die eher plot-driven arbeiten. Für mich ist das einer der Kernpunkte, die mir ein Erlebnis bescheren. Begründen kann ich das damit, dass so alles, was passiert, eine Bedeutung für die Zeichnung oder die Entwicklung der Figuren hat.

Die Figuren sind jedoch nicht nur der Kern der Geschichte – sie sind ebenfalls sehr detailiert gezeichnet und in ihren Zeichnungen sind die Abgründe hervorgehoben. Persönlichkeitsstörungen, Phobien, Wahn, Psychosen werden emotional auserzählt und nicht nur hingerotzt. Das beginnt beim Protagonisten, bestimmt jedoch praktische jede wichtige Figur. Dabei beschränken sich die Figuren auf eine handvoll, um sich auf diese zu konzentrieren zu können.

Man muss jedoch das Darstellen menschlicher Abgründe auch mögen, da dies in der Art und Weise auch übermäßig grausam oder verstörend wirken kann. Ein Vergleich: Stephen King beispielsweise war immer für seine doch eher gestörten Figuren bekannt; in der ersten Staffel Under the Dome wurde versucht das aufzugreifen und man hat dort beispielsweise den verhätschelten, unreifen Sheriffssohn (Junior), der seine Freundin einfach mal ohne mit der Wimper zu zucken für mehrere Tage in einen Bunker steckt, weil sie ihn verlassen will. Seine Motive werden dabei dem Zuschauer lediglich als Ahnungen und reichlich unemotional vor die Füße geworfen; nachdem das Mädchen tagelang Todesängste ausgestanden hat, kann es entkommen. Später hat diese Sache kaum noch Bedeutung. Junior wird vom angedeuteten Psychopathen zum Protagonisten ohne eine sichtbare Wandlung zu erfahren und er und die Gekidnappte kommen wieder ganz normal miteinander aus. Die Beschäftigung mit dieser Neigung (aber auch mit dem Trauma des Mädchens) ist oberflächlich und trotz ihrer erzählerischen Kälte ungrausam, obwohl sie das Potential hätte, im Mittelpunkt eines kompletten Lebens zu stehen.
Der gleiche Charakterzug wird bei Mr. Robot trotz viel weniger schwerwiegender Folgen sehr viel intensiver und tiefgreifender erzählt – was auch die empfundene Grausamkeit im Rezipienten erhöht. Ich mag das. Aber wer das nicht mag, könnte von dieser Serie überfordert sein.

Perspektive

Ein Kernelement der Serie ist das Spiel mit der Perspektive. Der Protagonist spricht beispielsweise zur Darstellung seines Wahns mit dem Zuschauer und erkennt ihn als imaginären Freund. Er ist also gleichermaßen Protagonist als auch Erzähler, selbst wenn dies nicht als Erzähler aus dem Off geschieht (was jedoch manchmal der Fall ist). Wir können hier den Kategorien der klassischen Narratologie folgend (wer sich für Erzähltheorie interessiert, dem empfehle ich immer wieder gern das Standardwerk zu diesem Thema: Einführung in die Erzähltheorie), der Fokalisierung, die Aussage treffen, dass es sich um eine interne Fokalisierung handelt, was bedeutet, dass der Erzähler das Innenleben der Figuren kennt. Das Besondere hierbei ist, dass sich Protagonist und Erzähler zwar überschneiden, es jedoch trotzdem keine Ich-Erzählung ist. Das sieht man daran, dass oft auch andere Figuren (und deren Innenleben) im Fokus stehen, wobei hier eine Unsicherheit besteht: Der Protagonist leidet an Psychosen und wahnhaften Ideen, die innerhalb der Geschichte[spoiler title=“SPOILER“]mit Traumsequenzen und Halluzinationen im Stil von Fight Club manifestiert werden und uns als Tatsachen dargestellt werden, die (früher oder später) als Wahnkonstrukt des Protagonisten entlarvt werden können[/spoiler].

Ein Beispiel dazu (kein Spoiler!), welches als solches vom Erzähler/Protagonisten an den Zuschauer gerichtet sogar erklärt wird:
Der Protagonist erzählt von dem Konglumerat, das einen Großteil der Banken, Technologien und anderer Lebensbereiche der Menschen kontrolliert: „E-Corp“. In seinen Augen jedoch symbolisiert dieses Konglomerat alles Böse und er hasst es abgrundtief, weswegen er es stattdessen „Evil-Corp“ nennt. Fortan (und das wird visuell, wie etwa ein Bildartefakt, sichtbar gemacht) wird das Konglomerat in der Serie überall „Evil-Corp“ genannt. Auch wenn Figuren darüber sprechen, die in der Szene nicht im Ansatz mit dem Protagonisten in Verbindung stehen, heißt es nun „Evil-Corp“ und nicht mehr „E-Corp“. Das geht soweit, dass auch der Schriftzug auf Plakaten oder Gebäuden und sogar in der eigenen Werbung „Evil-Corp“ lautet.

Das deutet natürlich stark darauf hin, dass es in solch entfernten Szenen eben doch eine Verbindung zum Innenleben des Protagonisten gibt und zeigt ganz deutlich das Verschwimmen der Grenze zwischen Wahn des Protagonisten und der Realität sowie ein Verschwimmen der Erzählperspektive. Hierfür gibt es in der Literaturwissenschaft natürlich auch eine Bezeichnung: das unzuverlässige Erzählen.

Für mich sind besonders diese erzählperspektivischen Besonderheiten der Grund gefesselt bleiben zu können. Und obwohl dieses Konzept wie geschaffen ist für Twists (was ist echt, was ist nur Imagination des Protagonisten, gibt es überhaupt einen Unterschied?), machen Spoiler das Erlebnis nicht völlig kaputt.

Ästhetik

Das liegt allerdings nicht alleine an der gelungenen Figurenkonzeption und -Darstellung, sondern auch an dem ästhetischen Drumherum. Die Bildgebung, die Kamera, die Dialoge, das Schauspiel sowie der Score sind technisch sehr stark und unterstützen die düstere, dystopische Atmosphäre sehr gelungen, so dass das Erlebnis alleine hiervon schon getragen werden kann. Allerdings habe ich in Rezensionen zum Score auch öfter gelesen, dass er aufdringlich und unpassend wirken soll, was ich nicht unterschreiben kann.

Emotionen

Die Ästhetik steht neben des Erzählkonzeptes allerdings auch nicht alleine da, um den Zuschauer zu fesseln; ein Aspekt, der mich beeindruckt hat, ist der, dass die Serie kein Blatt vor den Mund nimmt, um Emotionen zu beschreiben. Da sitzt der Protagonist schon mal alleine im Dunkeln in der Ecke seines Zimmers und heult wie ein Schlosshund ob seiner Einsamkeit. Das ist ehrlich, authentisch und wird nicht in Rollenbilder gepresst.
Genauso wird auch mit Angst, Verzweiflung und Wut umgegangen und in einer verdrehten Art und Weise wird auch die Liebe und Begierde sehr stark gezeichnet, auch wenn sie hier immer den Farbstich des Dunklen hat.

Erlebnis

All das macht die Serie in meinen Augen zu einem Erlebnis. Und das ist das Stichwort, das mich zu dieser Vorstellung überhaupt erst bewogen hat; ich schaue ziemlich viele Serien und für die meisten reicht es mir, die nächste Folge im Bett am Handy oder Laptop zu schauen. Hin und wieder kommt es aber vor, dass ich bewusst das Erlebnis ausreizen will – großer Bildschirm, Soundanlage, Konzentration. Wenn ich das Gefühl der Vorfreude habe, die nächste Folge richtig erleben zu dürfen, weiß ich, dass hier etwas richtig gemacht wurde. Das bedeutet natürlich noch lange nicht, dass alles perfekt ist oder dass es jedem so gehen muss. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es dem Leser dieser Rezension genauso gehen wird, möchte ich kurz anreißen, bei welchen Serien es mir in jüngerer Vergangenheit ähnlich ging:

Top of the Lake

Auch hier überwiegen die gescheiterten Existenzen und wir finden eine relativ simple Geschichte vor (Aufklärung des Verschwindens eines jungen Mädchens in einer Kleinstadt), die hauptsächlich von den Figuren getragen wird. Leider wird der Cast hier etwas aufgeblasen, wodurch die Figuren nicht so auserzählt werden können, wie sie es verdient hätten. Dennoch war die Serie ein Erlebnis, wenngleich ich sie hinter Mr. Robot ansiedeln würde.

The Leftovers

Hier würde ich dagegen beinahe von Gleichstand sprechen. The Leftovers war ein besonderes Erlebnis mit tiefst emotionalen Szenen, die ergreifen und die man sich sogar öfter ansehen kann. Ein Plot, der in die Irre führt und alles andere als einfach ist, gibt dem einen etwas negativen Beigeschmack, doch auch hier stehen die Figuren im Mittelpunkt – anders als bei Mr. Robot handelt es sich jedoch auch bei der Geschichte um etwas unerzähltes/unerhörtes; hier trifft der klassische Begriff der Novelle am ehesten den Kern.

Thema der Handlung

Ungeachtet der Gleichartigkeit der Erzählstruktur zwischen den drei Serien, führt bei Mr. Robot jedoch auch ein sentimentaler Grund dazu, dass mir die Serie dieses Erlebnis beschert hat und das möchte ich natürlich darlegen, bevor hier falsche Hoffnungen geschürt werden:

Das Thema der Geschichte würde ich als cyber-philosophisch bezeichnen; es geht um Programmierung, Hacken, Technik, Computer im Allgemeinen und führt durch die Verknüpfung mit den menschlichen Abgründen zu interessanten philosophischen Fragen, die leider oft nur kurz angerissen werden und gut und gerne etwas ausgeführt hätten werden können: Was ist der Programm-Code des Menschen? Sind psychische Probleme Bugs? gibt es im Menschen Sicherheitslücken? usw. Dies wird, wie gesagt, oft nur unterschwellig behandelt, ist aber durchaus sichtbar, wenn man etwas genauer hinsieht.

In meiner Jugend hat mich der ganze Themenkomplex sehr interessiert (und das tut er immer noch) und ich habe die Nächte durchprogrammiert. Aber immer war auch eine weitergehende Betrachtung der Thematik in Bezug auf andere Bereiche für mich interessant (deswegen auch mein Studium der Computerlinguistik und meine Beschäftigung mit neuronalen Netzen, Quantenphilosophie usw.). Ich habe mich aber auch einfach nur in die Zeit zurückgesetzt gefühlt, in der ich aktiv programmiert habe. Wer sich nicht zurücksetzen lassen kann, wird vermutlich ein weniger intensives Erlebnis haben.

Ein weiterer Aspekt des Handlungsthemas ist, dass es annähernd realistisch dargestellt wird, was tatsächlich einer der Hauptpunkte der positiven Kritik ist: ein Hacker ist hier kein übermächtiges Wesen; seine Angriffe sind physischen Netzwerkverbindungen, bestehenden Sicherheitslücken und der Stärke von Passwörtern unterworfen, die schlicht per Kabelabzug, Patchen oder Kreativität (langes Passwort, viele Sonderzeichen) vereitelt werden können. Das gefällt mir persönlich, ist es doch etwas, was die Hacker-Thematik in Filmen und Serien in der Vergangenheit oft unrealistisch darstellen musste. Dass das einen Grund hat, ist natürlich selbstverständlich, schließlich soll ein Zuschauer, der nicht computeraffin ist, ja nicht erst ewig mit TechTalk gelangweilt werden, bevor eine Geschichte erzählt werden kann.
Mr. Robot schafft es allerdings relativ gut, hier die Gratwanderung zu machen – allerdings denke ich, dass vieles auch unerklärt bleibt, was ein bisschen TechTalk klarer machen würde.

Plottwists

Trotz all dem Lob gibt es natürlich genug Aspekte, die man kritisch betrachten kann. Zum Einen wären da die Plottwists. Davon gibt es einige, auch innerhalb kürzerer Szenen, und wer damit nichts anfangen kann, wird hier Probleme bekommen. Zusammen mit der besonderen Perspektive und den vielen Wahn- und Traumsequenzen konnte ich von Zuschauern schon hören, dass die Erzählung „unglaubwürdig“ sei. Das ist natürlich nicht sehr weit gedacht, wenn man die stark interne Fokalisierung, die ich oben beschrieben habe, betrachtet. Zusätzlich zur vermeintlichen Unglaubwürdigkeit sind die Plotttwist allerdings oft trivial und stellen sich selbst als großartig dar; das birgt die Gefahr, dass sie teilweise langwierig aufgebaut werden und am Ende ein wenig überdramatisiert aufgelöst werden, obwohl der normal mitdenkende Zuschauer bereits ab der ersten Folge gemerkt haben muss, worauf es hinauslaufen wird.
Und das ist auch notwendig, da sonst die Motive für den Handlungsverlauf noch weiter in die Unglaubwürdigkeit rutschen. Die Serie hat also ein grundsätzliches Problem: entweder der Zuschauer durchschaut die Perspektive und ahnt somit auch die Twists voraus, wodurch die Dramatisierung letztlich etwas übertrieben und auch kitschig wirkt, oder er durchschaut sie nicht, kann nicht folgen, bekommt dafür am Ende aber ein grandioses Aha-Erlebnis geliefert. Fairerweise muss man sagen, dass es dabei in der Natur der Sache liegt, dass man sich dabei auf eine Gratwanderung begibt, und Mr. Robot meistert diese Gratwanderung im Großen und Ganzen passabel; man kann sich bestimmt darüber streiten, ob hier eine Optimierung überhaupt möglich ist, ich persönlich meine aber „ja“.

Real-Gesellschaftliche Referenz

Ein Augenmerk der Serie liegt in politischen und wirtschaftlichen Aspekten, die gewollt auf die Realität referenzieren. Es handelt sich genau genommen zwar um eine Dystopie, doch die Grundstruktur orientiert sich an zeitgenössischer Realität, auch wenn es in dieser keine „Evil-Corp“ zu geben scheint (was natürlich nicht stimmt, wenn man Banken, Lobbys und allgemein Großkonzerne zusammen in einen Topf wirft).
In dieser Dystopie ist dieses „Konglomerat“ praktisch der Antagonist. Der Protagonist führt dabei oft aus, was er daran hasst, beschränkt sich aber nicht auf die „Evil-Corp“ sondern sagt ganz unverblümt: „Fuck Society!“. Ohne ihn damit einfach nur als plumpen Wutbürger darzustellen, versucht die Serie damit gesellschaftliche Missstände zu thematisieren; diese werden jedoch nicht nur dem Konglomerat in die Schuhe geschoben, sondern auch in der menschlichen Psyche gesucht und in psychiatrischen Störungen gefunden. Wenn man die unverblümte, ehrliche Darstellung von Emotion genauer betrachtet, die ich oben beschrieben habe, kann man dahinter auch den Kampf der menschlichen, emotionalen Natur gegen die technische und virtuelle Beschaffenheit der modernen Gesellschaft erkennen.
Die Serie nimmt das sogar im Marketing als wahren Kernpunkt ihrer Aussage, oder besser: als Transportmanifestation ihrer Aussage. Die Hackergruppe „fsociety“, die der realen Organisation „Anonymous“ nachempfunden ist, wird als Gesicht der Revolution gewählt, indem man Teil von ihr werden kann, wenn man die zugehörige Maske aufsetzt. Das ist keine neue Idee, referenziert damit aber ohne Umschweife 1:1 auf Anonymus, wodurch entfällt, die Ideologie neu erklären zu müssen.

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In meinen Augen ist das aber NICHT der interessantes Aspekt der Serie, wird jedoch als Aushängeschild benutzt: Auf Marketing-Plakaten zum Start der Serie prangen Parolen wie „Fuck Society“, „Die Revolution hat begonnen“ oder „Schließe dich fsociety an!“ (sinngemäß). natürlich wird hier auch die Erzählperspektive referenziert, doch „fsociety“ ist mit seiner Wahrhaftigkeit als „Anonymus“ nicht die spannendste Idee – viel mehr wirkt diese Referenz wie Propaganda, was auch gefährlich werden kann, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich und teilweise auch rechts die Gesinnungen der verschiedenen selbsternannten Anonymus-Gruppierungen sind.

Finale

Mitunter aus diesem Grund ist das Finale leider auch nicht unbedingt das Stärkste; es greift zu stark diese Referenzen auf und will dem Zuschauer verkaufen, dass es sich dabei um den großen Plan handelt, der von Anfang an Bestand; das stimmt auch insoweit, dass das Ziel der Hacker-Gruppe von vorneherein einen Sturz der „Evil-Corp“ vorsah. Es handelt sich aber dennoch nicht um das Herz der Geschichte.
Desweiteren verlässt sich das Finale daneben viel zu sehr auf die vermeintlich unerwarteten Ausflösungen der vorher unklaren Figuren-Beziehungen und hat ein weiteres großes Problem:
Die Geschichte war ursprünglich als Film geplant. Durch die Umsetzung als Serie, die nicht als Miniserie konzipiert ist und stattdessen mit 10 Episoden in Staffel 1 und einer zweiten Staffel auffahren wird, muss das Ende insoweit offen gehalten werden, dass eine Weitererzählung möglich ist. Dafür wurde im Finale zum Einen der Trick eingesetzt die Handlung teilweise zu überspringen und in eine Blackout spielen zu lassen, der dann in Staffel 2 aufgelöst werden kann und zum Anderen wird natürlich eine allgemeine Auflösung verhindert und stattdessen alles was bisher passiert ist, vor allem aus Sicht des Antagonisten, als unwichtig bzw. reparierbar betrachtet.
Und das nimmt der Serie etwas, was sie von Anfang an mühsam aufbaut und ihr unheimlich viel Spannung verleiht: Bedeutung. Dass Fehler gemacht werden und diese tödlich sein können.

Trotzdem ist das Finale gut – vor allem, wenn man bedenkt, dass man dafür in den Genuss einer zweiten Staffel kommen wird. Ob diese jedoch das gleiche Erlebnis liefern können wird, sehe ich selbst eher mit Skepsis.

Fazit

Da nun schon einige Male von mir erwähnt wurde, dass ich die Serie für ein seltenes Erlebnis halte, dem man auch in dieser Art begegnen sollte, wenn man sie ansieht, wird nicht überraschen, dass das Fazit kurz als sehr empfehlenswert beschrieben werden kann.


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12 Gedanken zu “Serienreview: Mr. Robot (1. Staffel)

  • Ani

    Tjaaaa. Wo soll ich da anfangen? So viel Text :D also zuerst einmal find ich s supi, dass du so etwas ins Leben rufst,  denn ich als eigentlich Nicht- oder Wenig-Seriengucker würde ja gar nix mit bekommen :) so kriegt man mal einen werbe-unabhängigen Eindruck und ich denke, den Titel hätte ich einfach nur überlesen. Die Geschichte klingt interessant und nach deinem Artikel hätte ich auf jeden Fall Lust, da mal reinzuschauen. Ich finds rührend wie du beschreibst, dass du richtige Vorfreude auf die nächste Folge empfindest und wie du das Anschauen celebrierst. Am meisten hat mich aber der Ansatz beeindruckt ob menschliche Psychosen Bugs sind…das ist irgendwie total abgefahren aber klingt andererseits auch so logisch…am Ende ist der Mensch auch nur ein System…find ich total spannend.

    • Alex Autor des Beitrags

      Danke für den Kommentar! :) Freut mich, dass es dir zumindest theoretisch Lust drauf macht mal reinzuschauen ;)
      Die philosophischen Ansätze sind wirklich sehr spannend – sind eben nur leider doch etwas kurz angerissen in der Serie – da hätte man wirklich gut und gern etwas mehr Zeit reinstecken können.
      Wenn du wirklich mal reinschaust, kannst du gern ja noch mal schreiben, ob du mit meinen Interpretationen konform gehst ;)

  • Max

    SPOILER

    hab die sie an 2 tagen durchgeschaut. fand sie auch super. danke dafür schonmal.
    fand schon in der ersten folge die fight club parallelen spannend (auslöschung der daten, jeder beginnt von vorn) . deshalb war ich auch vom twist überrascht, da ich nicht dachte,dass sie beides „stehlen“. im fightclub find ich es jedoch noch besser gemacht, da hier nicht der gegner bekämpft wird (also Evil-corp/gesellschaft) sondern die art und weise wie „jack“ lebt. everything is a copy of a copy… what are we, consumers? … du bist nur der singende und tanzende abschaum …
    da geht es mmn mehr um selbstverwirklichung als um widerstand gegen etwas äußeres. aber egal
    die serie fand ich super, und gute ideen, die wie du gesagt hast auch wegen mir gern mehr ausgeführt werden könnten. aber wir sind nicht im zentrum der zielgruppe wahrscheinlich :D. werd in die anderen serien vermutlich auch mal reinschauen.

    • Alex Autor des Beitrags

      Oh wow! Ich muss gestehen, Fight Club ist bei mir schon wieder ein paar Jährchen her und ich hatte die philosophischen Gemeinsamkeiten bezüglich der Ausgangssituation gar nicht so auf dem Schirm.

      Du hast auf jeden Fall Recht: bei Mr. Robot geht es in der Erzählung schon um den Widerstand gegen etwas Äußeres – durch die Erzählperspektive und der Zeichnung des Protagonisten hängt das aber natürlich stark an einem Widerstand gegen sich selbst. Echte Selbstverwirklichung wird allerdings tatsächlich nicht thematisiert. Insgesamt ist die Umsetzung bei Mr. Robot etwas anders, was die Persönlichkeitsspaltung betrifft: beim Fight Club haben wir hier ganz stark Protagonist und Antagonist in einer Person. Das gibt es hier nicht. Mr. Robot selbst hätte man sich genau genommen auch sparen können, bietet er doch als Figur (Kopf von fsociety) praktisch keinen Mehrwert. Lediglich als Verkörperung des Kindheitstraumas von Elliot bringt er etwas eigenes mit. Dennoch wird es praktisch nicht durch sein Wesen thematisiert. Da wir aber zusätzlich noch den „Mann mit der Maske“ vor der Kamera haben, wird die Spaltung hier beinahe ein wenig zu viel und diese Figur kann gar nicht auserzählt werden. Mir persönlich wurde der „Auflösung“ Mr. Robots Identität zuviel Aufmerksamkeit gewidmet, die man lieber für die cyber-philosophischen Themen hätte nutzen können – oder aber für eine detailierteren Zeichnung der Persönlichkeitsspaltung per se.

      Aber auch von mir ein „egal“, denn das ist Meckern auf hohem Niveau ;) Tolle Serie, tolle Ideen, seltenes Ereignis. Es freut mich, dass sich jemand zum Mitdiskutieren gefunden hat :)

      Was die anderen Serien angeht: Ich empfehle wirklich stark „The Leftovers“ :)

      • Max

        mir fällt gerade auf, dass die erste folge irgendwie keinen sinn macht, wenn der eliot der vater ist. wie kommt er denn dann in kontakt mit fsociety?
        wenn er selbst schon der „chef“ von fsociety ist und das nicht weiß, dann macht zumindest sein test (dsds attack auf e corb) kein sinn.

        • Alex Autor des Beitrags

          Für eine inhaltliche Erklärung müsste ich mir die Folge noch mal anschauen, ich denke aber, dass diese Ebene gar nicht so wichtig für den Sinn ist; die Gründe dafür, dass du das so wahrnimmst bzw. die eine Erklärung dafür bieten, sind vermutlich: a) Dramaturgischer Natur, viel wichtiger jedoch: b) Elliot als „unzuverlässiger Erzähler„. Ich tippe hier sowieso ganz stark auf „Mimetisch unentscheidbares Erzählen“.

          • Max

            ja, dass ist eine gute erklärung. aber auch eigentlich nur dann, wenn es in den anderen folgen auch so ist oder? wenn er einmal „unzuverlässig“ ist und sonst nichtm, ist das halt nur eine notlösung, weil die authoren die geschichte sonst nicht vermitteln können, ohne zu viel vom twist zu verraten. aber gut möglich, dass es an anderen stellen auch passt.

            • Alex Autor des Beitrags

              Wie kommst du darauf, dass es später nicht mehr so ist? Die Erzählperspektive ändert sich meiner Meinung nach die ganze Serie über nicht. Der Twist selbst kann ja nicht früher aufgelöst werden, weil Elliot selbst es ja erst später begreift. Zusätzlich ist es natürlich skalierbar: jede noch so unzuverlässige Erzählung muss auch objektiv überprüfbare Aspekte haben – hätte sie sie gar nicht, wäre alles nur im Kopf des Erzählers (was es hier zeitweise ja sogar gibt, und worauf sogar das Ende hindeutet!).

  • RhinoRider

    Ja also ich hab die Serie auch in zwei Tagen gesehen, allerdings kam für mich der Twist vollkommen überraschend, genau so wie er auch bei Fight Club für mich völlig überraschen kam als ich den Film zum ersten mal gesehen habe. Deshalb finde ich auch nicht, dass es übertrieben aufgebauscht wird.
    Gut, ich hab natürlich auch nicht so aufmerksam geschaut und jede Folge zelebriert, vielleicht noch Mails nebenbei geschrieben oder gegessen etc.
    Vielleicht ist der Twist aber auch für nicht geübte Serienkonsumenten nicht so offensichtlich?
    Die Serie ist jedenfalls klasse so wie sie ist. klar kann man immer noch irgendwas verbessern, aber ich freu mich auf jeden Fall schon auf die nächste Staffel :-)

    • Alex Autor des Beitrags

      Hi Rhino!
      Danke für deinen Kommentar!
      Ich denke tatsächlich mittlerweile auch, dass ich einfach von Anfang an zu genau hingeschaut habe und das gar nicht der Normalfall ist.
      Auf die nächste Staffel freu ich mich natürlich auch sehr! :)

  • SeelenGuru

    Ohh danke dir, jetzt habe ich eine neue Lieblingsserie. Auch wenn ich irgendwie ein Spätzünder bin :).

    War sehr viel Text mal wieder, ich muss ehrlich sein, ich habe nur Bruchteile gelesen und mir dann den Trailer im Netz dazu rausgesucht :).
    Was mir so entgangen ist, schlimm, schlimm…
    Ich denke heute Abend wird Amazon Video geschaut *g*.

    Danke für den Artikel.

    • Alex Autor des Beitrags

      Ach, ich bin niemandem böse, der meine ewiglangen Ausschweifungen nicht bis zum Ende durchhält :D

      Wie fandest du die erste Staffel denn nun?

      Wenn du Angst hast noch andere Juwele zu verpassen: Mit einem Freund zusammen schreibe ich nebenher noch an einem Blog, der sich thematisch nur damit beschäftigt: http://Serienschau.de. Die Beiträge sind zwar spärlich, aber der Blog ist auch noch ‚Jung‘ :)