Das Portal – Die Hintergründe


Zu meinem Text Das Portal möchte ich gerne eine kleine, weniger prosaische Erklärung der Hintergründe nachlagern, weil ich denke, dass der Text sonst wie reine Prosa rüberkommt. Der Text an sich ist natürlich eine prosaische, künstlerische Aufarbeitung, jedoch eines „realen“ Erlebnisses, das ich eine Nacht zuvor hatte und welches mich sehr aufgewühlt hat.

Dadurch, dass ich das Erlebnis direkt nach der betreffenden Nacht aufgeschrieben und veröffentlicht habe, haben sich natürlich im Nachhinein weitergehende Fragen, Erklärungsansätze und Interpretationsmöglichkeiten ergeben. Ich möchte diese zum einen für mich selbst hier ausführen, zum anderen dem Leser als exemplarische Darstellung meiner „spirituellen Arbeit“ geben. Der erste Punkt hauptsächlich deswegen, weil ich viel mehr damit hätte arbeiten können und ich mich ein wenig über mich selbst ärgere, dass ich es kaum mache.

Die Geschichte ist im Großen und Ganzen genau so passiert, wie ich es aufgeschrieben habe. Tatsächlich bestand die Nacht jedoch aus mehreren Traum- und Portal-Phasen, doch aus dramaturgischen Gründen wurde nur eine Traumphase, von zwei Portalphasen eingeklammert, beschrieben. Und wie es nun mal bei Erlebnisprosa ist, so sind viele der beschriebenen Gedankenströme im Nachgang erst entstanden; man könnte an diesem Beispiel auch gut das Schreiben von Erlebnisprosa an sich erklären, zumindest meine Art davon.

Ein Punkt, den ich näher beleuchten möchte, ist die Beschaffenheit des Portals, in einer unverklärten, sachlichen Art und Weise. Dabei handelt es sich natürlich um eine Interpretation:

Das Portal konnte durch den besonderen Bewusstseinszustandes des Schlafes erscheinen und sich durch meine „Fähigkeit“ diesen manchmal noch eine Zeitlang ins Wachsein zu transportieren, kurzzeitig halten. Das Wahrnehmen des Portals danach an der Wand und die Integration in meine Wach-Wahrnehmung sowie das darauffolgende Schlafen beeinflusste dann meine Träume und füllte diese mit einer Botschaft. Mehr noch, es war nicht einfach nur eine Botschaft. In Wirklichkeit trat ich hindurch und befand mich danach in meinen Träumen in den Höhlen hinter dem Portal. Es ist also gut möglich, dass ich mich in späteren, nicht dokumentierten Portalphasen auf der anderen Seite befand und das Portal von dort begutachtete.

Als Kind war ich (wie etwa 10-30% aller Kinder vor der Pubertät) Schlafwandler. Am nächsten Morgen wurden mir von meiner Familie oft die hahnebüchensten Geschichten zu meinen Ausflügen nach dem Zu-Bett-gehen erzählt, an die ich mich nicht im Ansatz erinnern konnte. Eine der gruseligsten Geschichten war ein Ausflug, den ich in die Küche machte, um dort alle Messer einzusammeln. Da es nicht mitten in der Nacht war, wurde ich daran gehindert, was ich zur Kenntnis nahm (nicht ohne lautstarken Protest und der Versicherung, dass es unheimlich wichtig sei, jetzt sofort alle Messer zu bekommen) und wieder ins Bett ging. Ich will gar nicht wissen, was ich so alles in unbewachten Nächten gemacht habe (doch, will ich natürlich schon!).
Das Schlafwandeln hörte irgendwann auf (wie das bei 70-80% der Fälle ist). Im Erwachsenenalter bleiben ca. ein bis zwei Prozent Betroffene übrig.
Bei mir kam die Neigung in Form von Hypnagogie zurück, und die beschreibt auch mein Erleben in Bezug auf das Portal ziemlich gut:

Hypnagogie bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der beim Einschlafen oder (zumeist nächtlichen) Erwachen auftreten kann. Eine Person im hypnagogischen Zustand kann visuelle, auditive und taktile Pseudohalluzinationen erleben, unter Umständen, ohne sich bewegen zu können. Obwohl der Person bewusst ist, dass sie halluziniert, kann sie in den meisten Fällen nicht darauf reagieren. (Quelle)

Diese Halluzinationen (Es gibt zwar einen semantischen Unterschied Pseudohalluzinationen und Halluzinationen, jedoch möchte ich der Einfachheit halber im folgenden Text nur noch von Halluzinationen sprechen) treten bei mir bereits seit Jahren im Zuge eines plötzlichen Aufwachens (ein sog. Arousel, welches durch ein in der Schlafforschung K-Komplex genanntes Phänomen aus der Non-REM-Schlaf-Phase N2 ausgelöst werden kann) auf. Sie waren auch teilweise ein Grund für mich, damals ins Schlaflabor zu gehen. Hier habe ich bereits mehr darüber geschrieben.

Aha, also ist das Portal halt einfach nur eine Halluzination eines Schlafwandlers – Was ist jetzt so spannend daran?

Diese Frage ist gut, denn in Kombination mit meiner Geschichte zeigt sie mehrere Aspekte ziemlich deutlich: Ich denke, die Welt funktioniert mithilfe einer anderen Art von Kausalität, als wir das mit unserem Verstand gern begreifen möchten. Im wissenschaftlichen Sinn mag das Portal eine Halluzination sein, im wissenschaftlichen Sinn verstehen wir aber Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustände noch gar nicht. Wir wissen sehr viel vom Drumherum, haben aber noch unheimlich viel über die Bedeutung, Funktionsweise und Ursachen zu lernen. Was bleibt da schon? Zu behaupten, wir wüssten, was ein Traum ist, wir wüssten, wie Wahrnehmung innerhalb unseres Gehirns funktioniert und überhaupt, wir würden auch nur erahnen können, wie das Gehirn letzlich an die Welt (und alles andere) angeschlossen ist (Sensorauswertung der Sinne), ist höchstgradig überheblich. Die Esoterik übertreibt gern, wenn sie der Welt die Wissenschaftlichkeit absprechen möchte, die Wissenschaft tut es ihr gleich und sucht dadurch mitunter nach komplizierteren Erklärungsmodellen, anstatt die einfacheren, gefühlsbasierten mehr zu beachten.

Das Portal war eine Halluzination, ja, aber eine Halluzination existiert in unseren Köpfen genauso real wie jede andere Wahrnehmung. Kann die Wissenschaft wirklich beweisen, dass wir in unseren Träumen nicht in eine andere Dimension reisen? Im Gegenteil, physikalische (z.B. Stringtheorie) und quantenphysikalische (z.B. Quantenfeldtheorie) Theorien gehen längst viel mehr in Richtung der esoterischen Ecktheorien, als wir auch nur ahnen, und wir wollen immer noch nur glauben, was wir anfassen können? Obwohl das, was wir anfassen, nur die Interpretation einer Sinneswahrnehmung in unserem Gehirn ist. Und obwohl wir keine Ahnung haben, wie diese Interpretation tatsächlich funktioniert. Etwas anzufassen und zu befühlen könnte genauso gut eine Funktion am Rande des Universums sein, die danach ein Ergebnis in unser Gehirn projiziert.

Auch schamanische Reisen unterliegen diesen Gesetzmäßigkeiten und nach wissenschaftlicher Definition handelt es sich dabei lediglich um hypnagoge Halluzinationen:

Als Traum bezeichnen Schlafforscher das, was der Träumer im REM-Schlaf erlebt, während sie Träume in der Einschlafphase als hypnagogische Halluzinationen bezeichnen. (Quelle)

Dieses Zitat erklärt schamanische Reisen in Abgrenzung zu Träumen und indirekt auch in Abgrenzung zum Sich-vorstellen allerdings recht gut. Aber mal wieder schweife ich ab. Dazu vielleicht irgendwann an anderer Stelle mehr.

Ich denke, ich war dort, hinter dem Portal. Doch was hätte ich nun damit tun können oder sollen? Hier gibt es keine Grenze des Vorstellbaren. In erster Linie ging es um eine Botschaft, die mein Leben beschreibt, die gleichermaßen aus mir, wie aus meinen Ahnen und dem Ertrunkenen kommt: Heilen zu wollen, aber im Nicht-Heilen-können festzustecken. Das Portal kam nicht nur aus mir, sondern wurde begünstigt durch eine Reihe komplexer Zusammenhänge. Genauso wie wir Träume nicht vorhersagen können, so können wir das auch mit schamanischen Reisen nicht tun. Dennoch können wir damit arbeiten. Die „Kunst“ des Schamanen ist im Endeffekt das: ein „Auslösen“ einer hypnagogischen Halluzination (besser: sich für sie zu öffnen), willentlich und geplant, und diese als Information aus einer anderen Welt zu begreifen (Hierzu kann ich übrigens nur noch einmal Die Kunst des Träumens von Castaneda empfehlen). Hier findet sich der Nenner jeder Art von Prophetie und sogar von so mancher Ergründung psychologischer Zusammenhänge (So gibt es beispielsweise Berichte darüber, dass Siegmund Freud mit verschiedenen Bewusstseinszuständen gearbeitet hat und diese zum Ergründen bestimmter Informationen, manchen Theorien nach sogar zur Energiekörper-Interpretation, genutzt hat. Dies aber nur als Fußnote).
Indem ich darüber geschrieben habe, habe ich in meiner Art damit gearbeitet. Doch es wäre auch möglich, willentlich eine schamanische Reise durch das Portal zu machen.
Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal mit solch einem Bild konfrontiert wurde und ich einige Facetten davon noch nicht komplett verstehe, ich werde aber versuchen es als Leitmotiv weiterer spiritueller Arbeit zu begreifen.

Diese „Reihe komplexer Zusammenhänge“ habe ich bereits versucht in der Meditation ein wenig aufzudröseln und ich habe dabei folgenden Verbindungen sehen können:

  • Als das Portal sichtbar wurde, war es kurz vor dem Peak des Perseidenschauers. Ich habe normal keinen so starken Draht zur Astrologie, sie geht mir ein wenig zu sehr in die Esoterik, doch auch bei Mondphasen muss ich leider sagen, dass sie empirisch betrachtet mehr Einfluss auf mein Leben, meine Stimmung und meinen Schlaf haben, als ich ihnen selbst gern bescheinigen würde. Von den astrologischen Bedeutungen und Symbolen von Sternschnuppen habe ich leider gar keine Ahnung, deswegen möchte ich das unkommentiert lassen. (Wenn hier jemand mehr weiß, gern in die Kommentare ;)
  • Eine Woche zuvor war ich bei einer Bekannten, die bei sich in der Wohnung seit längerem schon merkwürdige Aktivitäten beobachtet und dafür seit jeher die verstorbene Vormieterin verantwortlich macht. Nachdem reine Räuchersessions nicht ausreichten, um wirklich etwas zu verändern, dachte ich, es wäre vielleicht mal sinnvoll mit ihr zusammen zu reisen, um herauszufinden, worum es eigentlich geht. Die Reise war für mich sehr spannend und ich fand es sehr schön, endlich mal wieder mit jemandem und für jemanden zu reisen. Die Reise und die zugehörigen Gespräche waren aus meiner Sicht sehr erfolgreich, zeigten sie doch relativ deutlich auf, dass das vorherrschende Problem kein Rachegeist oder eine festsitzende Seele war, sondern vielmehr mit der „Protagonistin“ und dem Nicht-Ausleben einer Gabe zusammenhing. Doch da war auch noch etwas anderes, etwas Altes, was sich festgeheftet hatte und was ich in einer ersten sondierenden Reise nicht genauer lokalisieren konnte. Meine Bekannte manifestierte diese Energie als einen dunklen Schatten, vor dem sie wegzurennen hatte und der sie durch das Fenster in der Tür zu ihrem Schlafzimmer in der Nacht zu beobachten schien. Dieses Gefühl konnte ich in der Reise übernehmen und teilweise katalysieren und transformieren, doch es manifestierte sich dann zusammen mit meiner Energiekonfiguration ebenfalls als Teil des Portals: als das Gefühl beobachtet zu werden (deswegen auch das Bild mit den vielen Augen).
    Es ist also durchaus möglich, dass das Portal in dieser Form auch teilweise noch die Katalyse der Reise mit meiner Bekannten darstellte.

In den beiden darauffolgenden Nächten hatte ich zwar keine Träume in der Richtung, doch ein paar Mal kam die Erscheinung noch zu mir: diesmal war es jedoch kein dunkler Durchgang mit einem Lichtschein auf dem Boden, sondern der Umriss einer Tür aus Licht. Es war das Licht, welches von draußen hereinkam und die Silhouette meiner Balkontür darstellte. Diese war immer schon dagewesen, doch niemals so hell und strahlend. Der Boden war dunkel und das Gefühl war kein Gefühl der Beobachtung mehr. Es war Dankbarkeit zum einen, Wissen zum anderen. Es sagt mir ganz deutlich, dass ich mit der Reise, dem Hindurchschreiten und dem Darüber-Schreiben eine Transformation möglich gemacht hatte und dass mir keine Gefahr drohte.
Keine Gefahr, wenn ich tiefer in dieses morphogenetische Labyrinth eintauchen will und ich es womöglich auch einfach tun sollte.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert