Das letzte Wochenende stand wiedereinmal im Zeichen des Schamanismus. Unsere Klasse traf sich den Samstag und Sonntag um die Südarbeit ausklingen zu lassen.
Streng genommen handelte es sich bei dem Seminar nicht um echte Südarbeit, sondern eher um ein zusätzliches Übungswochenende.
Die Themen waren:
– Die Welt unserer Ahnen
und
– Der Schamanische Weg
Für ersteres Thema versuchten wir uns den Teilen in uns, die uns von unseren Eltern mitgegeben wurden, zuzuwenden; wir benutzten dafür eine Augenklappe:
Das Abdecken des rechten Auges sollte dem (auch emotionalem und energetischem) Blickwinkel der Mutter entsprechen. Wir machten so – einäugig – dann einen kleinen Spaziergang durch den Ort, an den See, in den Wald, jeder für sich.
Dem folgte eine Illumination zu den dabei gewonnenen Erfahrungen und Themen, und danach wurde der ‚Spaziergang‘ wiederholt.
Das ganze zweimal, erst für Mutter (rechtes Auge abgedeckt) dann für Vater (linkes Auge abgedeckt).
Allein als Erfahrung war das sehr spannend, denn die Unterschiede beider Durchgänge waren wirklich gravierend. Auch emotional machte es tatsächlich einen Unterschied, ob man nun nur mit dem linken Auge, nur mit dem rechten, oder ganz normal die Umgebung betrachtet.
Nach jedem Durchgang gab es eine Runde, in der jeder seine Erfahrung mit der Perspektive zum Besten gab, und die dort weitergegeben Emotionen und Veränderungen waren schon verblüffend.
Für mich selbst unterschieden sich die beiden Durchgänge ziemlich:
Aus der Perspektive meiner Mutter hatte ich kaum Probleme mit dem Sehen an sich, ich habe fast nicht gemerkt, dass ich eingeschränkt sehe (das klang von anderen Leuten ganz anders), bis auf die räumliche Wahrnehmung, die dazu führte, dass ich Treppen nicht von Wänden unterscheiden konnte…
Die emotionale Komponente fiel bei mir praktisch weg, ich wollte mich auch nicht darauf einlassen… Das war dann mein Thema für die Illumination:
Eine ganz liebe Mit-Auszubildende führte die Illumination bei mir durch und sagte mir danach, dass der Stein, den ich mir zur Arbeit an dem Thema (das ich gar nicht richtig definieren konnte) aus ihrer Mesa ausgesucht hatte, das Thema Tod in sich trage. Sie hatte jemanden verloren und mit diesem Stein an diesem Verlust gearbeitet… Ich staunte natürlich, denn was würde besser passen um an meinem Thema zu arbeiten…
Nach der Illumination beschloss ich mit der Augenklappe und der Perspektive meiner Mutter zu dem Platz zu gehen, an dem ich damals mein Sandpainting angefertigt hatte.
Der Weg zu meinem damaligen Sandpainting
Das war anstrengend, denn der weg durch die schneebedeckte Wiese erwies sich als länger als ich ihn in Erinnerung hatte.
Als ich anhielt und von weitem ‚meinen‘ Baum betrachtete, überlegte ich umzukehren. Da sah ich auf einem seiner Äste einen großen Raubvogel sitzen, der gerade mit den Flügel schlug. Also ging ich weiter.
Ich ging zu der Stelle, an der ich damals meinen Stein vergraben hatte (kommt noch in meiner Fortsetzung zur Geschichte zum Sandpainting), der Boden war natürlich gefroren, also keine Chance zu erfahren ob der Stein noch da war…
Als ich dort auf dem Hügel stand und zum See runtersah und in die Weite richtung Osten blickte, musste ich die Augenklappe plötzlich abnehmen; ich spürte, dass ich damit etwas loslassen würde… Gut is‘, dachte ich, und machte mich auf den Weg zurück.
Ich lief nicht den Weg zurück, sondern ging zur Straße runter, um an ihr weiterzugehen. Als ich sie überquerte, musste ich plötzlich an den Tod denken. Was wenn ich den Stein mit dem Todes-Thema gewählt habe, weil ich gleich, hier und jetzt in einer sehr spärlich befahrenen Gegend einfach mitgenommen werden würde und auf der Stelle tot wäre? Es bildete sich in meiner Vorstellung ein Bild, das ich gleich wieder abschüttelte und ich hatte sogar ein bisschen Angst…
Von einem entgegenkommenden Auto (ich war natürlich mittlerweile längst sicher auf dem Bürgersteig und lief die Straße auf der linken Seite entlang) und dessen Scheinwerfern wurde ich aus den Gedanken geschreckt und ich blieb kurz stehen, sah etwas im Augenwinkel links neben mir…
Es war ein Marder, tot, nur 30 cm links von mir, ca. auf Bauchhöhe lag er im Laub auf einer Anhöhe… friedlich, nicht zerfetzt oder platt, als würde er schlafen.
Der Impuls über den Tod in diesem Moment zu lachen wurde vom Bedauern über den Tod des Tieres zurückgehalten. Einige Zeit stand ich da und starrte den Kadaver an, während immer wieder mal ein Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos die Szene beleuchtete. Dann machte ich ein Foto von ihm und ging weiter… Ich hoffe niemand hier stört sich daran, dass ich das Foto hier veröffentliche…
Der zweite Durchgang beschäftigte sich dann mit der Vater-Perspektive; dieser Spaziergang war völlig anders als der erste: das noch sehende rechte Auga sah alles etwas undeutlicher, das linke Auge scheint wohl mein stärkeres zu sein; aber viel interessanter war, dass mich einfach alles nervte was ich sah… und aus dieser Überdrüssigkeit heraus gab ich meistens dem Impuls nach das noch sehende Auge auch einfach zu schließen, und so lief ich den Großteil dieses Spaziergangs blind herum, nur hin und wieder zum Orientieren öffnete ich das rechte Auge wieder…
In der darauf folgenden Illumination versuchte ich mir klarzumachen was mein Vater mir mitgegeben hatte, und mir wurde klar, dass es genau das war: dem was man sieht, hört, gesagt bekommt erstmal nicht glauben zu wollen, es erstmal als störend zu empfinden, es zu kritisieren und zuallererst negativ zu bewerten… Sicher, die Tatsache, dass sich das so sehr auf mein Sehen ausgewirkt hat, kann auch daran liegen, dass ich es natürlich vorher schon wusste… Eine interessante Erfahrung war es trotzdem.
Der zweite Teil des Seminars bestand aus der Diskussion über ‚Die vier Versprechen‘ von Don Miguel Ruiz und einem Rollenspiel, das sich entfernt mit diesem Thema und ganz allgemein mit dem eigenen (schamanischen) Weg beschäftigte.
Ich hasse ja Rollenspiele ;) Trotzdem war es am Ende spannend und darüber möchte ich dann in Teil 2 berichten.
Abschluss der Südarbeit Teil1
Abschluss der Südarbeit Teil2
[related_post themes=“flat“]
‚dein‘ baum ist wirklich wunderschön, das ergebnis des experiments mit der augenklappe ist ja echt nich verwunderlich aber, dass es sooo drastisch ist, hätt ich nich gedacht. haben sich denn die anderen auf die emotionale ebene eingelassen? und hat es bei allen ‚funktioniert‘?
ich denke, ich als kontaktlinsenträger wär da schon eingeschränkt, da meine sehstärke eh unterschiedlich ausfällt, je nachdem wie meine tagesform ist.
aber von dieser erfahrung zu lesen war sehr schön.
Was meinst du denn damit, dass das Ergebnis echt nicht verwunderlich sei? ^^
Aber ja, ‚funktioniert‘ hat es bei jedem! Und es war schon erstaunlich, wie sehr sich viele emotional mit ihre Eltern dabei identifizieren konnten…
Ich trage übrigens auch Kontaktlinsen.. das gehört zur Erfahrung dazu :D
Probiers doch mal aus, das ist viel besser, als es nur zu lesen :)